Di 26.04.2005
Gegen Hungerlöhne und autoritäre Unternehmenspolitik!
Gegen das Vorgehen der Neusiedler/Mondi-Geschäftsführung im slowakischen Werk Ruzomberok!
Slovakische KollegInnen brauchen unsere Solidarität!
An die Kolleginnen und Kollegen von Neusiedler/Mondi in Österreich!
In den letzten Monaten ist es im slowakischen Werk in Ruzomberok zu Angriffen und Entlassungen von Kollegen und Gewerkschaftern gekommen, die sich für höhere Löhne eingesetzt haben. Mondi ist ein multinationaler Konzern. Mit dem Ziel, möglichst hohe Gewinne zu machen, wird überall versucht, Löhne zu drücken und Arbeitsdruck zu erhöhen.
Die Angriffe auf die Kolleginnen und Kollegen in Ruzomberok betreffen daher auch die Beschäftigten in Österreich. Wenn die Angriffe auf die slowakischen Beschäftigten erfolgreich sind, erhöht das den Druck auf die österreichischen Beschäftigten. Mit Jahresende 2004 wurde von Mondi bereits ein Werk in Kearsley (Britannien) geschlossen. Für Hausmening hat Mondi CEO Günther Hassler den Abbau von Beschäftigten in Aussicht gestellt (Quelle: Wirtschaftsportal NÖ).
Vor der Profitlogik des Mondi-Managements ist kein Arbeitsplatz sicher. Der Aufsichtsratsvorsitzende Veit Sorger ist auch in Österreich als Präsident der Industriellenvereinigung für arbeiter/innenfeindliche Politik bekannt. Er macht dies sowohl in der Slowakei, als auch in Österreich. Sorger fiel erst vor kurzem durch Forderungen zur Arbeitszeit auf. Bis zu 60 Wochenstunden Normalarbeitszeit will er Arbeitenden aufzwingen. Internationale Solidarität zwischen den österreichischen und den slowakischen KollegInnen ist daher für beide wichtig!
Was ist in Ruzomberok geschehen?
In den letzten Jahren drängen immer mehr Unternehmen auf den osteuropäischen Markt: Billiglöhne, märchenhaft niedrige Steuern und schwache Gewerkschaften scheinen gute Profite zu garantieren. Neusiedler/ Mondi ist ein solches Unternehmen. Im slowakischen Ruzomberok tobt seit einiger Zeit ein heftiger Arbeitskampf zwischen dem Konzern und Teilen der dortigen Belegschaft.
Wegen massiver Verluste bei den Reallöhnen forderten die Beschäftigten 2003 eine Lohnerhöhung von 50 Kronen (1,25 Euro) pro Stunde. Der Verdienst der slowakischen KollegInnen liegt nur bei rund einem Achtel des Einkommens der österreichischen KollegInnen. Durch die Inflation und die Kürzungspolitik der Regierung sind die Lebenshaltungskosten gestiegen. 1223 Beschäftigte haben die Forderungen bisher unterschrieben. Das Management reagierte auf die Forderungen und die gewerkschaftliche Organisierung mit Repression. Mitglieder des Fabrikkomitees wurden gekündigt, Mitarbeiter eingeschüchtert und die Treffen der Beschäftigten wurden durch die Geschäftsführung bespitzelt.
Bisherige Gewerkschaftsführung keine Hilfe
Die bisherige Gewerkschaftsführung im Betrieb war leider keine Unterstützung für die Kolleg/innen. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung versuchte sie, die Betroffenen einzuschüchtern, sprach sich gegen die Forderung nach Lohnerhöhung aus und stimmte den Kündigungen zu; darunter auch gegen einen Betriebsrat!
Den Kolleg/innen blieb daher nichts anderes übrig, als eine neue Gewerkschaft zu gründen: Die “ZOO-Papier”. Die Firmenleitung reagierte darauf mit der Entlassung von weiteren 14 Aktivisten. Die ZOO-Papier erfüllt alle Kriterien, die eine Gewerkschaft erfüllen muss. Sie ist offiziell anerkannt, wie dutzende andere Gewerkschaften in der Slowakei. Nur die Firmenleitung ist nicht bereit, auch nur Verhandlungen mit der ZOO-Papier aufzunehmen. Sie will den Konflikt aussitzen und hat die fünf mittellosen Kollegen auf 20 Millionen Kronen (ca. 500.000 Euro) "Schadenersatz” verklagt!
Die Weigerung der Geschäftsführung, die Gewerkschaft "ZOO Papier" zu akzeptieren, bedeutet nichts anderes, als dass sich die Geschäftsführung "ihre" Gewerkschaft aussuchen will und den ArbeiterInnen dieses demokratische Recht verweigert.
Wichtig für österreichische Mondi-Beschäftigte!
Für österreichische Beschäftigte ist der Konflikt von besonderer Bedeutung. Immer wieder wird versucht, Belegschaften zwischen ost- und westeuropäischen Standorten, gegeneinander auszuspielen um weiteren Stellenabbau sowie Kürzungen bei Löhnen und Sonderzahlungen zu erwirken. Je schlechter die Arbeits- und Einkommenssituation der slowakischen KollegInnen ist, um so stärker wird der Druck auf die österreichischen. Die beste Waffe gegen diese Erpressungspolitik ist die Solidarität zwischen österreichischen und slowakischen Beschäftigten.
Seit Monaten gibt es Unterstützung aus Österreich für die Kollegen in Ruzomberok. Arbeitnehmer/innen, Gewerkschafter/innen und Betriebsrät/innen aus verschiedenen Bundesländern und Gewerkschaften haben ihre Solidarität ausgedrückt.
Wir haben uns auch an den Betriebsrat in Hausmening und die Österreichische Chemiearbeitergewerkschaft gewandt. Leider hat der Betriebsrat auf unser Angebot, eine Verbindung zu den betroffenen Kollegen in Ruzomberok herzustellen, um sich ein Bild von der Lage zu machen, bisher nicht reagiert.
Internationale Solidarität und Zusammenarbeit im Sinne der Beschäftigten ist nötig!
Warum hat der Betriebsrat kein Interesse daran, die Sichtweise der Kollegen in Ruzomberok zu erfahren? Er bezieht seine Informationen nur von der Geschäftsführung und der mit ihr offensichtlich verbandelten Gewerkschaft in der Slowakei.
Wir meinen, es ist notwendig, dass Gewerkschaft und Betriebsrat die Interessen der Beschäftigten unterstützen. Dazu ist es notwendig, sich anzuhören, was sie und ihre Vertretung zu sagen haben. Die Kolleg/innen in Hausmening würden es auch nicht akzeptieren, wenn der Betriebsrat ihre Forderungen nicht unterstützen würde und mit dem Management gemeinsam gegen Beschäftigte vorgeht, die sich für ihre Rechte einsetzt. Nichts anderes haben die Kollegen in Ruzomberok getan. Es sind nicht ein paar wenige “Unruhestifter” als die sie das Management darzustellen versucht, sondern u.a. ein ehemaliger Betriebsrat. Die Mehrheit der Beschäftigten im Werk haben die Forderungen unterstützt.
Eine Möglichkeit, die Kollegen zu treffen
Am Montag, den 25. April, werden einige der betroffenen Kollegen aus Ruzomberok in Österreich sein. Am Abend werden sie auf einer Veranstaltung in Wien über die Ereignisse und die Kampagne berichten.
Zu Mittag werden sie nach Hausmening kommen, um mit österreichischen Kolleg/innen über die Situation in Ruzomberok sprechen zu können.
All jene Kolleg/innen, die ein Interesse daran haben, sind dazu herzlich eingeladen.
Melden Sie sich einfach unter 0650-424 63 10