Fr 23.02.2018
Bei den Betriebsratswahlen beim Wohnservice Wien wurde die Liste be-wsw zum dritten Mal (2011, 2014 und 2018) wiedergewählt. Irene Mötzl, wiedergewählte Betriebsrätin und SLP-Aktivistin im Interview über die Arbeit im Betrieb.
Ihr seid jetzt zum dritten Mal wiedergewählt worden, was ist das Geheimnis eures Erfolges?
Gute Frage. Ich schätze KollegInnen haben unterschiedliche Gründe warum sie unsere Liste wählen. Aber ich denke schon, dass es den meisten wichtig ist, einen Betriebsrat zu haben dem sie vertrauen können. Uns ist es wichtig die KollegInnen ehrlich über alle wesentlichen Vorgänge die sie betreffen zu informieren. Das erlaubt jeder/jedem Einzelnen sich eine eigene Meinung darüber zu bilden und dann auch darüber zu entscheiden welche Maßnahmen als Belegschaft bzw. vom Betriebsrat gesetzt werden sollen. Wir bemühen uns die KollegInnen so weit als möglich in Diskussions- und Entscheidungsprozesse einzubinden – vor allem wenn es um Betriebsvereinbarungen geht oder unsere Rolle bei Kollektivvertragsverhandlungen. Aber wie gut auch immer die Einbindung der Belegschaft funktionert: Wir unterschreiben als Betriebsrat keine Betriebsvereinbarung ohne sie den KollegInnen zur Abstimmung vorzulegen. Und auch wenn die Beteiligung einmal nicht hoch ist, es gibt den KollegInnen eine große Sicherheit, weil sie die Arbeit die wir für sie machen kontrollieren und im Ernstfall korrigieren können.
Viele KollegInnen schätzen auch unser hohes Engagement und unsere Arbeitsgrundsätze. Wir sind eine sehr aktive und engagierte Betriebsratsliste. Wir nehmen unser Betriebsratsmandat sehr ernst und gehen auch Konflikten nicht aus dem Weg wenn es nicht anders geht. Betriebsratsarbeit ist sehr umfassend und betrifft nicht nur Arbeitsbedingungen im engen Sinn. Klar gehört es dazu darauf zu achten, dass alle ArbeitnehmerInnenrechte gewahrt bleiben und Schutzbestimmungen eingehalten werden. Gleichzeitig können Betriebsvereinbarungen verhandelt werden, die die Arbeitsbedingungen weiter verbessern. Neben der Wahrung kollektiver Belegschaftsinteressen gibt es auch sehr viele individuelle Beratungen und wir arbeiten dabei immer absolut vertraulich und sagen auch ehrlich wo und wie wir unterstützen können. Aber auch die Organisierung von gesundheitsbezogenen Angeboten (Sehtests, Impfungen, günstige Apothekenbestellungen) oder Kultur- und Sportförderungen aus dem Betriebsratsfonds oder von Gemeinschaftsaktivitäten wie Betriebsausflügen und Weihnachtsfeiern gehören dazu.
Ihr habt viele Frauen im Betriebsratsteam und greift auch immer wieder nicht rein betriebliche Themen auf. Erkläre uns bitte wie und warum.
Ja, unsere Liste besteht aktuell aus über 80% Frauen (10 von 12) bei ungefähr 2/3 Frauenanteil im Unternehmen. Allgemeine politische und innerbetriebliche Themen sind oft nicht von einander zu treffen, denn sie wirken sich direkt auf die Arbeits- und Lebensbedingungen von uns allen aus. Wenn die Regierung den 12h Tag beschließt wird das Auswirkungen auf uns haben, den Druck erhöhen. In welcher Form auch immer. Auch die Streiks im Sozialbereich für Arbeitszeitverkürzung auf 35h bei vollem Lohn- und Pesonalausgleich, betreffen uns mehrfach. Erstens arbeiten wir im öffentlichen bzw. sozialen Bereich, zweitens ist Arbeitszeitverkürzung auch für uns ein notwendiger nächster Schritt den es braucht um langfristig gesund zu bleiben und ein gutes Leben zu haben, und drittens stellt sich auch für uns die Frage wie das durchzusetzen ist. Wenn die KollegInnen im Sozialbereich streiken sammeln sie dabei wichtige Erfahrungen auf die auch wir zukünftig zurückgreifen können. Hier sehe ich auch die Stärke unserer Liste. Wir stellen nicht nur Forderungen auf. Wir sagen auch dazu was es unserer Meinung nach dazu braucht und setzen Schritte in diese Richtung. In dem Fall gilt es für uns demokratische und kämpferische Gewerkrschaften aufzubauen, Solidarität zu organisieren um stärker zu werden um bei konkreten Kämpfen den notwenigen Druck aufbauen zu können. Nach gut sieben Jahren be-wsw Betriebsarbeit ist es für die meisten unserer KollegInnen selbstverständlich, dass sie über alles informiert werden und sie in Form von Mehrheitsentscheidungen selbst bestimmen was in ihrem Namen passiert. Das Selbe erwarten sie sich auch von der Gewerkschaft. Die paternalistische und defensive Haltung der Gewerkschaft macht es uns auch oft schwer KollegInnen davon zu überzeugen Gewerkschaftsmitlieder zu werden. Umso wichtiger ist es aus meiner Sicht den KollegInnen anzubieten gemeinsam mit uns innerhalb der Gewerkschaft für demokratische und kämpferische Strukturen zu kämpfen.
Danke für das Gespräch