Di 13.12.2005
Die täglichen Erfahrungen mit Zivildienern sind recht unterschiedlich. Sie reichen vom frustrierten Jugendlichen, dessen Dienst darin besteht, sich auf der Couch der Behinderten-WG von den Strapazen der letzten Nacht zu erholen, bis zum fast vollwertigen Teammitglied, das schwierige Krisensituationen von KlientInnen alleine meistert. Die Kluft Zivildiener/ BetreuerInnen wird leider größer. Viele Zivildiener sind frustriert. Zu Recht. Seit der ZDG- Novelle 2001 ist Ausbildung bzw. Berufsantritt defacto kein Grund den Zivildienst aufzuschieben. Dazu die Essensgeldkürzung. Mangels starker Zivildiener-Protestbewegung gehen viele Zivildiener in eine innere Verweigerungshaltung (Der Kauf eines Liters Milch kann da schon mal 3 Stunden dauern), mit der sich dann BetreuerInnen herumschlagen müssen.
Trotz alledem: Zivildiener leisten extrem wertvolle (aber fast unbezahlte) Arbeit. Beispiel Jan: Er holt KlientInnen mit dem Bus zu Hause ab. Ein professioneller Fahrtdienst oder einE normaleR FahrerIn käme der Salzburger Lebenshilfe wesentlich teurer, obwohl die Bezahlung in diesem Gewerbe mies ist. Beispiel EDV: Es gibt in Wien mehrere Sozialvereine wo alle mit einer EDV arbeiten, die von (oft computerbegeisterten) Zivildienern maßgeblich mitgestaltet wurde. Dazu kommt noch die normale Arbeit.
Gemeinsam für Verbesserungen
Die Basis der Spaltung liegt (ähnlich wie bei ImmigrantInnen) in der Ungleichbehandlung. Jan spricht die Arbeitszeit an. Zivildiener werden eingesetzt um Überstunden der regulären Belegschaft zu sparen. Hier besteht ein großes gemeinsames Interesse und eine Möglichkeit gemeinsam zu kämpfen! Für Zivildiener wäre eine 40-Stundenwoche und eine Überstundenregelung ein großer Fortschritt. Keine 50-60-Stundenwoche, weniger spontane Arbeitseinsätze (Anruf des Leiters: "Der Zivi bleibt heute länger, der Maier ist krank"). Eine klare Überstundenregelung brächte nicht nur mehr Freizeit und Geld sondern auch mehr Schutz vor überfallsartigen Diensteinteilungen. Zivildiener, BetreuerInnen, BetriebsrätInnen und Gewerkschaften müssen gemeinsam für mehr Geld kämpfen. Es ist absolut positiv wenn Zivildiener jetzt die Möglichkeit haben, ein höheres Essensgeld zu bekommen. Das notwendige Geld darf aber nicht bei den Gehältern der Stammbelegschaft fehlen! Jetzt müssen alle gemeinsam für zusätzliches Geld von Bund und Ländern kämpfen. Es wäre die Aufgabe von ÖGB und Gewerkschaftsjugend, die Debatte ums Essensgeld zu nutzen, um eine Bewegung für mehr Geld und gleiche Rechte von Zivildienern und BetreuerInnen aufzubauen. Kämpferische ZivildienerVertreter und BetriebsrätInnen sollten dazu einen Anstoss geben. Die SLP ist dazu bereit.