Mo 13.06.2005
Nach einem zehntägigen Streik von über 60.000 Beschäftigten der staatlichen Pakistan Telecommunivations Ltd. (PTCL) (siehe andere Beiträge auf dieser Seite) hatte die Regierung am 4. Juni in einer Vereinbarung mit dem gewerkschaftlichen Aktionskomitee zugesichert, die Privatisierung des Unternehmens auf unbestimmte Zeit auszusetzen und die Forderungen der Streikenden zu erfüllen. Nur wenige Tage später entpuppte sich die Regierung als wortbrüchig und forderte die Gewerkschaften auf, einer Privatisierung zuzustimmen.
Gewerkschaft gegen den Wortbruch der Regierung!
Daraufhin besetzten über 4.000 Telekom-Arbeiter die Geschäftszentrale der PTCL und rief das gewerkschaftliche Aktionskomitee zur Wiederaufnahme erster regionaler Streiks auf. Das aus neun Gewerkschaften des Telekom-Bereichs bestehende Aktionskomitee zog sich aus den Verhandlungen mit der Regierung zurück und erklärte den Vollstreik wieder aufzunehmen, sollten GewerkschafterInnen verhaftet werden oder die Regierung einseitig einen neuen Privatisierungstermin festlegen.
Dies hat die pakistanische Militärregierung nun getan. Acht Gewerkschaftsaktivisten wurden gestern verhaftet, darunter Zafar Zaidi, ein führendes Mitglied der Pakistan Telecommunications Union und Tanvir Shah, ein Mitglied des gewerkschaftlichen Aktionskomitees. 300 Arbeiter wurden heute verhaftet! AktivistInnen des Streiks und Gewerkschaftsführer müssen sich verstecken, um Verhaftungen zu entgehen. Ebenso hat die Regierung den Beginn der PTCL-Privatisierung auf den 18. Juni festgelegt. Das gewerkschaftliche Aktionskomitee hat daraufhin angekündigt vom 15. Juni an das gesamte Telekommunikationsnetz lahm zu legen.
Dies markiert eine enorme Zuspitzung in dem wahrscheinlich wichtigsten Arbeitskampf in Pakistan seit vielen Jahren. Der Erfolg vom 4. Juni hatte große Auswirkungen, auch über die Grenzen Pakistans hinaus. Das Selbstbewusstsein von ArbeiterInnen im ganzen Land und das Gefühl, dass entschlossene und einheitliche Kämpfe etwas bewirken können wurden gestärkt.
In der ersten Phase dieses Arbeitskampfes spielte die internationale Solidarität eine große Rolle. Die pakistanischen KollegInnen haben die Einschätzung, dass es ohne diese schon früher zu Repressionsmaßnahmen gekommen wäre. Die Kampagne für Gewerkschaftsrechte in Pakistan (Trade Union Rights Campaign Pakistan – TURCP) ruft deshalb zu einer Wiederaufnahme und Steigerung von weltweiten Protesten und Solidaritätsaktionen zur Unterstützung folgender Forderungen auf:
- Sofortige Freilassung aller verhafteten AktivistInnen und
GewerkschaftsführerInnen. Schluss mit den Repressionsmaßnahmen! Keine
weiteren Verhaftungen!
- Für den sofortigen Abzug alles Polizei- und paramilitärischen Einhieten, die um die PTCL-Zentrale herum postiert sind.
- Anerkennung der Vereinbarung vom 4. Juni durch die Regierung! Keine
Privatisierung der PTCL!
- Solidarität mit den gegen die Privatisierung kämpfenden Beschäftigten der PTCL!
Bitte schicken Sie/schick Protestmails und -faxe an:
Awais Leghari (Telekom und Informationstechnologie-Minister): minister@moitt.gov.pk und aleghari@moitt.gov.pk
Junaid Khan (Präsident der PTCL): president@ptcl.com.pk
M.Shahzad Sadan (Vizepräsident der PTCL): sevphr@ptcl.com.pk
Pakistanische Botschaft in Wien:
Botschaft der Islamischen Republik Pakistan
Hofzeile 13
A-1190 Wien
Tel: +43(1)3687381
Fax: +43(1)3671831
Kopien bitte an:
Solidaritätsbriefe bitte an: :
Trade Union Rights campaign: turcpakistan@yahoo.com
Protestaktion vor der Pakistanischen Botschaft
Am Mittwoch, den 15. Juni um 9 Uhr führen wir eine Protestaktion vor der pakistanischen Botschaft in Wien durch. Wir rufen alle dazu auf, daran teilzunehmen.
Adresse: 19; Hofzeile 13
Rückmeldungen/Fragen bitte an 0650-424 63 10
(erreichbar mit Strassenbahn Nr. 38 bis Silbergasse)