Di 17.01.2012
Das Tier ist dank Psychotherapie gebändigt und trommelt nicht mehr. Fozzy absolviert mit einer drittklassigen Band Auftritte in ebensolchen Etablissements. Miss Piggy hat Karriere bei einem Luxus-Magazin gemacht und lebt in Paris. Die Glanzzeiten der Muppet-Show sind lange vorbei. Übrig blieben die völlig verfallenen Studios in Hollywood, deren Besichtigung nur wenige interessieren. Aber einen interessieren die Studios sehr, weshalb er sie gekauft hat: Tex Richman. Der Grund: Öl. Richman lügt Kermit vor, ein Muppet-Museum einrichten zu wollen, tatsächlich will er die Muppet-Studios zerstören, um das darunter liegende Öl fördern zu können. Mit Kitsch wird nicht gespart, Stellen zum Lachen sind etwas rar gesät. Musical-artige Songs durchziehen den Film und die gängigen gut-böse-Klischees werden bedient. Der Held der Geschichte ist Walter, der im Laufe der Ereignisse zu seiner Identität als Muppet findet. Walter gelingt es, Kermit zu überreden, die alte Truppe wieder zusammenzubringen, um mit einer Show das Geld für den Rückkauf hereinzubringen. Aber eine Muppet-Show ohne Miss Piggy? Es dauert Monate, um bei ihr einen Termin für eine Vorsprache zu bekommen. Gelingt es, die Diva für das Projekt zu gewinnen? Das wollen wir hier nicht verraten. Nur so viel: Ohne happy end geht nichts.
Alles kommunistische Gehirnwäsche, wenn es nach Eric Bolling, Finanzreporter und politischer Kommentator bei „Fox News“, geht. „Wir bringen unseren Kindern den Klassenkampf bei! Wo sind wir – etwa im kommunistischen China?“ fragte er und war entrüstet darüber, dass ein „erfolgreicher Geschäftsmann“ als „böse“ dargestellt wird. Und das nur, weil der Bösewicht im neuen Muppets-Film ein Öl-Tycoon namens Tex Richman ist. Das ist nichts neues und ein seit langem gängiges Hollywood-Klischee. Aber in Zeiten der Occupy-Bewegung und wachsendem ernsthaftem Zweifel am Kapitalismus, in denen etwa die Hälfte aller 18-29jährigen US-AmerikanerInnen Sozialismus positiv sieht, werden die Herrschenden etwas empfindlich. Bolling, der Unsummen mit kapitalistischer Propaganda verdient, erhob gar den Vorwurf der „Gehirnwäche“ von „Kindern“. Dan Gainor vom konservativen Media Research Center gab ihm recht: “Das ist es, was sie unseren Kindern beibringen. Da braucht man sich nicht zu wundern, warum wir einen Haufen von Occupy Wall Street Leuten im ganzen Land herumlaufen haben: Die wurden buchstäblich indoktriniert, über Jahre, von diesem Zeug“ sagte er und behauptete, den „Kindern“ werde die „Antikonzernbotschaft“ eingeredet. Die Occupy-Bewegung besteht aber nicht nur aus „Kindern“, sondern Menschen unterschiedlichsten Alters, die nicht „indoktriniert“ sind, sondern eigene – schlechte – Erfahrungen mit dem Kapitalismus gemacht haben. Und es sind auch nicht nur „Linke“. Die katastrophalen Auswirkungen des Kapitalismus haben sich derart in den konkreten Lebensumständen von Menschen manifestiert, dass die kapitalistische Propaganda nicht mehr funktioniert.
Auch im Muppets-Film gibt es Solidarität und eine Massenbewegung. Denn auch die allergrößten Anstrengungen der Muppets reichen nicht aus, um die Profitgier des Ölmagnaten zu besiegen. Als Vorbild für Widerstand im echten Leben dient der Muppets-Film aber nicht: Die Filmindustrie erklärt uns in dieser Produktion einmal mehr: Es gibt ein paar Böse und die können mit Ehrgeiz, Willen und Fleiß innerhalb des Systems – nämlich indem man die nötige Kohle aufstellt – besiegt werden. Warum die Bösen böse geworden sind, nämlich weil das System Kapitalismus darauf ausgerichtet ist, wird freilich nicht gesagt. Folgerichtig finden die Muppets auch keine Alternative: Nämlich ein System, in dem es nicht um Profit geht.
Aber wenn alte Klischees der Filmindustrie solche wehleidige, verzweifelte Empörung unter VertreterInnen des Establishments auslösen, zeigt das, dass die Herrschenden in Bedrängnis sind. Das ist ein gutes Zeichen für eine Massenbewegung für eine Gesellschaft, in der es um die Bedürfnisse von Menschen geht.