Di 02.09.2014
Katholische & bürgerliche WiderstandskämpferInnen werden oft mit Filmen, Denkmälern und nachträglichen Ehrungen bedacht. Ungern wird erwähnt, dass die ArbeiterInnenbewegung europaweit die Hauptlast des Widerstands und der Opfer trug. Die in den Massenparteien der Sozialdemokratie und Kommunistischen Internationale (Komintern) organisierten ArbeiterInnen hatten nach 1918 mehrmals versucht, den Kapitalismus zu überwinden und eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Gescheitert sind diese Bewegungen an der verräterischen Politik ihrer Führung. Die Sozialdemokratie versuchte, in bürgerlichen Regierungen den Kapitalismus zu verwalten und warnte vor „revolutionären Abenteuern“, während die Bourgeoisie immer neue Attacken auf die ArbeiterInnenbewegung plante. Die Komintern, ab Mitte der 1920er Jahre unter der sowjetischen Bürokratie um Stalin, trieb mit der Gleichstellung von sozialdemokratischen ArbeiterInnen und FaschistInnen (Sozialfaschismustheorie) einen Keil in die antifaschistische Bewegung, verweigert gemeinsame Aktionen. So gelangte die NSDAP „ohne Waffengewalt“ an die Macht. Danach änderte die Komintern den Kurs mehrmals (entsprechend dem wechselnden Verhältnisses der Sowjetunion zu Deutschland) scharf. Nach dem Bruch des Hitler-Stalin-Paktes und dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion setzte die Komintern auf Bündnisse mit „demokratischen Teilen“ der Bourgeoisie und beschränkt sich auf die Verteidigung der bürgerlichen Demokratie gegen den Faschismus. Als die spanischen Massen im Kampf gegen den Franco-Faschismus Landreformen durchführen, Betriebe kollektivieren und Rätedemokratien errichteten, besteht die KP auf den Erhalt des Privateigentums, bekämpft die Revolution aktiv, verfolgt linke AnführerInnen und gliedert die revolutionären Milizen in die Volksarmee ein. So wurde die revolutionäre Welle gebrochen und letztlich kam der Franco-Faschismus an die Macht – trotz der beispiellosen internationalen Mobilisierung von 40.000 SozialistInnen/KommunistInnen für die „Internationalen Brigaden“.
7.758 Juden & Jüdinnen, die das zweitgrößte Kontingent stellten, sind eines der Beispiele (neben zum Teil erfolgreichen Aufständen in den Ghettos von Warschau & Wilna, den Vernichtungslagern Auschwitz, Treblinko & Sobibór, jüdischen PartisanInnenbewegungen, …), die den Mythos, das Judentum hätte sich wie „Schafe zur Schlachtbank“ führen lassen, widerlegen: Insgesamt kämpften bis zu 1,5 Millionen Juden & Jüdinnen bewaffnet gegen den Faschismus.
Die Internationale Linke Opposition in der Komintern (und später die Vierte Internationale) um Leo Trotzki hielt der Sozialfaschismustheorie und Volksfront-Politik der StalinistInnen das Konzept der ArbeiterInnen-Einheitsfront entgegen: Revolutionäre ArbeiterInnen aller linken Parteien sollten bei Wahrung der jeweiligen Organisation gemeinsam gegen faschistische Bewegungen kämpfen. Gleichzeitig betonten sie die Notwendigkeit eines revolutionären, klar antikapitalistischen Programms. Zwar nicht die Zusammenarbeit, aber inhaltliche Zugeständnisse an bzw. Unterordnung unter das „demokratische“ Bürgertum, lehnen sie strikt ab.
Ihre Kräfte waren aber zu schwach und die Zeit zu knapp, um die antifaschistischen Bewegungen maßgeblich zu beeinflussen. Nach Ausbruch des Weltkrieges hielten sie am Internationalismus fest, arbeiteten im Untergrund unter Kriegsgefangenen, in den Armeen, PartisanInnengruppen usw. Sie kämpften nicht nur gegen Faschismus & Krieg, sondern arbeiteten auf den Sturz des internationalen Kapitals, der Grundlage für Völkergemetzel und Diktaturen, hin. Sie wurden von den Nazis als die gefährlichsten KämpferInnen gegen das Dritte Reich eingestuft und in der Sowjetunion im Kampf gegen die Bürokratie und für eine demokratische Räteregierung verfolgt, gefoltert & ermordet. Die Opferzahlen der InternationalistInnen sind, gemessen an ihrer Größe, die höchsten im Krieg.
Die Siegermächte machten es sich nach Kriegsende – im Bündnis mit den alten Eliten und KollaborateurInnen des Faschismus – zur Aufgabe, den westeuropäischen Kapitalismus zu retten. Kommunistische & sozialistische WiderstandskämpferInnen wurden oft weiter verfolgt. Der immer wieder aufflammenden ArbeiterInnenbewegung fehlte eine revolutionäre Führung, von Sozialdemokratie & Stalinismus wurde sie in gewohnter Manier verraten. Mit der Rückkehr zum Parlamentarismus hatte sich für bürgerliche AntifaschistInnen die Sache erledigt.
SozialistInnen betonen, dass mit dem krisenanfälligen Kapitalismus auch der Nährboden für faschistische Gruppen bestehen bleibt (was aktuell durch den Aufstieg der „Chrysi Avgi“ in Griechenland und der „Jobbik“ in Ungarn eindrucksvoll bestätigt wird) und der Kampf gegen diese Gruppen mit dem Kampf für eine demokratische, sozialistische Gesellschaft verbunden werden muss.