Mo 07.08.2023
Der ÖVP-Vorstoß, Soldat*innen als Quereinsteiger*innen an Schulen einsetzen zu wollen als Maßnahme gegen den Lehrer*innenmangel ist ein weiterer, gefährlicher Tiefpunkt der Bildungspolitik der Regierung. Anstatt Arbeitsbedingungen zu verbessern, Löhne zu erhöhen, Klassen zu verkleinern etc. ist das ein Schritt zur Militarisierung der Schulen und damit der Gesellschaft. "Landesverteidigung" soll einen größeren Stellenwert im Unterricht erhalten, Bundesheeroffiziere in die Schulbuchkommission eingebunden werden. Anstatt brennende Fragen wie Antirassismus, Antisexismus, Klimakrise, Inflation und soziale Verwerfungen stärker im Bildungssystem, in Lehrplänen und in der Ausbildung zu verankern, werden so Nationalismus und Militarismus Verbreitung finden. Das Bundesheer basiert nicht nur auf zutiefst autoritären Strukturen, sondern ist auch durchsetzt von Rechtsextremen, Rassist*innen und Frauenhass, wie Skandale in der Vergangenheit immer wieder gezeigt haben. Auch in der Corona-Leugner*innenszene waren immer wieder (Ex-)Soldat*innen präsent. Die echten Expert*innen, die die Lehrpläne, Unterrichtsinhalte und den Schulalltag gestalten sollten, sind die Pädagog*innen (und auch die Schüler*innen) selbst, und nicht das Bundesheer!
Lehrer*innen wird in der Ausbildung beigebracht, dass Schule kritisches Denken fördern soll. Doch die Realität könnte nicht weiter weg davon sein, da ist der Bundesheer-Vorstoß nur die Spitze des Eisbergs. Dass für diese "Personaloffensive" explizit mit dem ideologischen Einfluss, der vom Heer kommen soll, argumentiert wird zeigt, dass es im Kern eben genau darum geht und nicht um eine ernsthafte Bekämpfung des Personalmangels. Im Kapitalismus wird Bildung so gestaltet, wie es "der Wirtschaft", also einigen wenigen, für deren Interessen die Regierung steht, am ehesten nützt. Platz für individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten bleibt da wenig. Gleichzeitig wird an allen Ecken und Enden gespart und gekürzt. Quereinsteiger*innen werden den Lehrer*innenmangel nicht lösen, sondern maximal kurzfristig Brände löschen.
Um zu verhindern, dass das Bundesheer so immer mehr Einfluss auf unsere Schulen nimmt, müssen wir Widerstand organisieren. Es ist sehr positiv, dass SPÖ-Vorsitzender Babler diesen Vorstoß kritisiert. Tatsache ist aber auch, dass die Schulen auch in SPÖ-geführten Bundesländern brennen. Dass Kimberger (FCG), oberster Lehrervertreter, dem Vorstoß zustimmt zeigt, wie wenig wir uns auf unsere Gewerkschaftsführung verlassen können. Anstatt den Kampf um die notwendigen Verbesserungen zu führen, endlich Lehrer*innenstreiks zu organisieren, in die Offensive zu kommen und Angriffe wie die auf die Freizeitpädagogik entschlossen zurückzuschlagen, verfolgt sie wie üblich eine konservative Agenda. Umso notwendiger ist es, dass wir uns als Lehrer*innen an der Basis organisieren und für einen anderen Kurs der Gewerkschaft kämpfen. ISA-Aktivist*innen waren an der Organisierung der jüngsten Bildungsproteste beteiligt, wir werden auch Kampagnen im Herbst von “Schule brennt” und anderen Basisinitiativen unterstützen und mit aufbauen, um für ein demokratisches und ausfinanziertes Bildungssystem zu kämpfen. Streiks im Bildungsbereich - von Beschäftigten, gemeinsam mit Schüler*innen - könnten fordern: Nein zum Bundesheer an unseren Schulen! Und weitere Forderungen umfassen, die zeigen, wie eine grundlegend andere Schule eigentlich gestaltet sein sollte.
Schließ dich uns an: Bei unserem Sommercamp vom 20.-27.August am Turnersee in Kärnten werden wir unter anderem in einem Workshop diskutieren, welches Bildungssystem wir brauchen und wie wir dafür kämpfen können! Hier anmelden: http://bit.ly/isa_rosa_sommercamp
Bild: Flickr Bundesheer