Buchtipp: „Türkei: Kontinuitäten, Veränderungen, Tabus“

Die neue Veröffentlichung im Mandelbaumverlag dokumentiert verschiedene (aktualisierte) Vorträge zur Situation in der Türkei. Das Buch hebt sich positiv von der bürgerlichen Kritik an Erdogan & Co ab. Denn wenn mitteleuropäische, bürgerliche Medien über die Türkei schreiben, dann mischt sich in die "Berichterstattung" viel Arroganz und viel Unwissenheit über die türkischen Umstände. Oft werden TürkInnen als ungebildet und Erdogan-hörig und KurdInnen als TerroristInnen dargestellt. In diesem Buch geht es um den Widerstand aus Teilen der Bevölkerung. Hier kommen AktivistInnen von sozialen Bewegungen, linke FeministInnen, GewerkschafterInnen, Menschen aus der armenischen Community und Abgeordnete der linken, kurdischen HDP (Demokratische Partei der Völker) zu Wort - Menschen aus dem Widerstand, die vom bürgerlichen Journalismus ignoriert werden, wenn es um die Türkei geht. Vor dem Hintergrund des EU-Türkei-Deals in der Flüchtlingsfrage ist der Bericht über das Leben von Flüchtlingen in der Türkei besonders spannend. Dazu kommt eine genaue Analyse der sozialen Situation in der Türkei. Auch das vermeintliche Erfolgsmodell der türkischen Wirtschaft wird dabei unter die Lupe genommen. Was leider viel zu kurz kommt, sind genauere Berichte über die verschiedenen Arbeitskämpfe, die es in der letzten Zeit gegeben hat – Arbeitskämpfe, bei denen oft TürkInnen und KurdInnen gemeinsam aktiv waren. Trotzdem: ein absolut lesenswertes Buch.

"Türkei: Kontinuitäten, Veränderungen, Tabus" - Herausgeger: Ilker Atac, Michael Fanizadeh und VIDC. Mandelbaumverlag ISBN:978-3-85477-651-3

 

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