Di 07.04.2009
Die Besetzung des Verpackungsunternehmens Prisme in Dundee geht in die dritte Woche und wird immer noch mit ganzer Kraft durchgeführt. 12 ArbeiterInnen, von denen einige 15 Jahre lang bei Prisme gearbeitet haben, sind am Mittwoch, dem 4. März, ohne Einhaltung der Kündigungsfrist entlassen worden.
Obwohl ihnen noch Abfindungen, aufgelaufenes Urlaubsgeld und ausstehende Löhne zustanden wurde ihnen mitgeteilt, dass es keinen Cent geben wird, weil die Firma keine Vermögenswerte mehr besitze. Daraufhin fällten die ArbeiterInnen die mutige Entscheidung, die Fabrik zu besetzen und sind seitdem ständig vor Ort.
„Wir sind überwältigt von der Unterstützung, die uns entgegengebracht wird“, kommentierte David Taylor. Aus ganz Schottland und darüber hinaus treffen Solidaritätserklärungen und Spenden ein. David sprach bei der Jahreshauptversammlung von UNISON (größte brit. Gewerkschaft des öffentl. Dienstes; Anm. d. Übers.) in Dundee, wo 150 britische Pfund (entspricht rund 165 Euro; Anm. d. Übers.) gesammelt wurden. Weitere 100 Pfund (110 Euro) kamen aus Sammelaktionen einzelner Gewerkschaftsgliederungen zusammen. Die UCU (Gewerkschaft der Bediensteten an Unis und Hochschulen; Anm. d. Übers.) in Dundee gab 200 Pfund (220 Euro) und über 200 Pfund wurden vergangenes Wochenende beim Fußballspiel Dundee United gegen Celtic Dundee gesammelt.
David und Matthew fuhren auch nach Glasgow, um neben dem landesweit bekannten Sozialisten Tommy Sheridan und weiteren im Kampf befindlichen ArbeiterInnen an einem öffentlichen Treffen des Wahlbündnisses SOLIDARITY teilzunehmen und dort zu sprechen.
Ein arbeitsloser Chefkoch, der auch auf diesem Treffen war, überreichte Curry-Gerichte, Suppen und Eintöpfe für die Besetzungsaktion, was bei den ArbeiterInnen Riesenanklang fand.
Arbeiterkontrolle ist einzige Lösung
Die ArbeiterInnen sind dazu übergegangen, in Schichten auf dem Fabrikgelände zu schlafen, um sicherzustellen, dass die Besetzung 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche gewährleistet ist. Maureen, die 14 Jahre lang für Prisme gearbeitet hat, sagte: „Wir dachten, dass wir nur eine Nacht lang dort bleiben würden. Aber jetzt wollen wir nicht mehr gehen.“
Während sie mit der Besetzung fortfahren und für die volle Auszahlung der ihnen zustehenden Gelder kämpfen, haben die ArbeiterInnen als Versuch, die Produktion aufrecht zu erhalten, jetzt beschlossen, zu versuchen eine Arbeiter-Kooperative aufzubauen und damit die Jobs der Belegschaft zu retten, die dort weiterhin arbeiten will.
David Taylor sagte uns: „Wir denken, dass es machbar ist, die Produktion aufrechtzuerhalten. Wir haben eine 90 Jahre lange Erfahrung und wissen, wie es geht. Es nicht zu versuchen, wäre eine Schande. Wir wollen nicht irgendwann zurückblicken müssen, um dann zu bereuen, die Chance nicht genutzt zu haben. Wir wollen zeigen, dass ArbeiterInnen, normale Menschen, die Fähigkeit besitzen, ihre Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen.“
Tommy Sheridan sagte: „Bei dem, was sie getan haben, haben sie enorme Tapferkeit bewiesen. Sie haben die Missachtung, die ihnen zuteil wurde, in etwas Positives gewendet. Ihre Initiative zeigt, wie es weiter gehen und eine Kooperative ins Leben gerufen werden kann. Vielleicht haben sie es selbst noch gar nicht realisiert, aber sie haben einen Markstein für Sozialismus und Arbeiterkontrolle gesetzt.“
Solidaritätsmails bitte an: prismeworkerssolidarity@googlemail.com
Man kann dem „TUC Lobby Fund“ Spenden zukommen lassen. Solidaritätserklärungen sind bitte zu richten an: Prisme Workers Solidarity, c/o Mike Arnott, Dundee TUC, 141 Yarrow Terrace, Menzieshill, Dundee, DD2 4DY.