Di 23.12.2008
Die "Arbeiter-Stille-Nacht" und "Morgen, Kinder, wird's nichts geben"
- Stille Nacht, traurige Nacht,
rings umher Lichterpracht!
In der Hütte nur Elend und Not,
kalt und öde, kein Licht und Not,
kalt und öde, kein Licht und kein Brot,
I: schläft die Armut auf Stroh :I - Stille Nacht, traurige Nacht,
hast du Brot mitgebracht?
fragen hungrige Kinderlein.
Seufzend spricht der Vater: "Nein.
I: Bin noch arbeitslos!" :I - Stille Nacht, traurige Nacht,
drunten tief in dem Schacht
schlagen Wetter, welch grässliche Fron!
Gräbt der Bergmann für niedrigen Lohn
I: für die Reichen das Gold. :I, - Stille Nacht, traurige Nacht,
Henkersknecht hält die Wacht;
In dem Kerker gefesselt, geächt',
leidet schmachtend für Wahrheit und Recht
I: mutige Kämpferschar. :I - Stille Nacht, traurige Nacht,
Arbeitsvolk, aufgewacht!
Kämpfe mutig mit heiliger Pflicht,
bis die Weihnacht der Menschheit anbricht,
I: bis die Freiheit ist da. :I
Geschrieben wurde der Text zur bekannten Melodie ca. 1890, erster bekannter Textautor Boleslaw Strzelewicz. Das Lied wurde von den deutschen Behörden des Kaiserreiches immer wieder verboten, fand aber trotzdem weite Verbreitung.
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
- Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte Euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht so weit. - Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan. - Lauft ein bißchen durch die Straßen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
Macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch. - Tannengrün mit Osrambirnen -
Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
Denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heil'ge Nacht -
Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht! - Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt für's Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit . . . .
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Nach der Melodie von „Morgen, Kinder, wird’s was geben“ verfasste Erich Kästner 1928 diesen sozialkritischen Text.
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