Alles ist politisch (Oktober/November 2020)

Remember Weltspartag?

1925 von der „Weltvereinigung der Sparkassen“ eingeführt, sollte der Weltspartag in Zeiten der kapitalistischen Krise Vertrauen und Kaufkraft stärken sowie mittels Erziehung Armut mindern. In gewisser Weise war es die finanzpolitische Version des sozialdemokratischen Reformismus. In den Jahren zuvor kam es zu einer gigantischen Geldentwertung mit radikalen Währungsreformen. Doch keinerlei Maßnahmen von Bürgertum und Kapital konnten eine harmonische friedliche Entwicklung bringen. Ein noch größerer Krieg folgte. Nach diesem 2. Weltkrieg konnte in einigen Ländern aufgrund des Nachkriegsbooms für einen Teil der arbeitenden Bevölkerung und zeitlich beschränkt ein relativer Wohlstand erreicht werden. Banken waren Orte, wo man als Kind gerne hinging, mit Bausteinen spielte und einmal im Jahr nette Geschenke von Sparefroh & Co. einstreifen konnte. Doch das Image hat sich mit der Sichtbarkeit der dem Kapitalismus innewohnenden Widersprüche und Krisen endgültig gewandelt: Sparzinsen liegen unter der Teuerungsrate. Durch Sparen und Lohnarbeit wird man nicht reich. Demgegenüber stehen Banken als Symbol für strukturelle Ungerechtigkeit, Betrug, Profitgier und Schäden an der Gesellschaft. Daran ändert auch die aktuelle „Sumsi-Wärmeflasche“ nichts mehr.

K&K auf modern

„Kultur ist krisensicher“ (Slogan der Landeskultur-GmbH OÖ). Welch ein Hohn, betrachtet man die herrschende Politik! Die IG-Kultur weist auf das wesentliche Problem beim angekündigten „Schutzschirm für Veranstaltungen“ hin: „Dotiert ist dieses Instrument mit 300 Mio. € (…). Unklar ist, wer diese Unterstützung in Anspruch nehmen kann. So wie die Rechtsgrundlage formuliert ist, wird dieses Instrument nur Unternehmen offen stehen.“ Ebenso zeigt die Koppelung der Personenobergrenze an das Vorhandensein fixer Sitzplätze, welch bürgerlich-elitäre Vorstellung die Regierung von „Kunst & Kultur“ hat. Das bedeutet wohl die Konzentration auf angepasste, tourismusdienliche und gut vernetzte K&K-Betriebe. Die vielen kleinen Kulturschaffenden und Initiativen, die Kritik am herrschenden (K&K)System in ihrer Kunst darstellen wollen, werden auf der Strecke bleiben.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: