Di 03.03.2020
Ende 2018 befanden sich unter den 10 Ländern mit der höchsten Anzahl an Flüchtlingen 6 afrikanische (DR Kongo, Süd-Sudan, Somalia, Äthiopien, Sudan, Nigeria). Bereits während der Kolonialherrschaft wurden die Weichen für das heutige Elend gestellt. Die Kolonien sollten in Abhängigkeit von den kapitalistischen Zentren diese mit Rohstoffen oder Agrarprodukten versorgen. Sozialer Aufstieg war für die lokale Bevölkerung nur über Posten im autoritären Staat möglich. Nach der Unabhängigkeit verfolgten die Eliten des Kontinents diese Strategie weiter. Regierungs- und Staatsposten dienten über ein weites Netz an Korruption dem Aufbau einer kleinen parasitären Klasse an Kapitalist*innen, welche zur Aufrechterhaltung ihrer Macht auf Gewalt setzte. Unter Ausnutzung der von der Kolonialherrschaft geförderten rassistischen Spaltung und der desaströsen Armut wurden Ethnie (oder Clan) zur Basis von Herrschaft. Der Rassismus des sudanesischen Bashir-Regimes und der Bürgerkrieg in Darfur sind Beispiele dafür.
Doch in Afrika zeigt sich auch die Absurdität des Begriffs „Wirtschaftsflüchtling“: 2016 befanden sich unter den 10 häufigsten Staatsbürgerschaften an Mittelmeerflüchtlingen 5 Westafrikanische. Hier sorgten bereits in den 1970er Jahren die beiden Ölpreisschocks und die erste Weltwirtschaftskrise nach dem 2. Weltkrieg aufgrund der Exportabhängigkeit für katastrophale soziale Folgen. Aufgrund der sinkenden Nachfrage konnten Länder wie der Senegal oder Guinea ihre Rohstoffe nicht mehr verkaufen. Gleiches galt für Agrarprodukte. Die damit einhergehende Verschuldung rief IWF und Weltbank auf den Plan. Für Kredite wurden im Zuge von „Strukturanpassungsprogrammen“ Massenentlassungen, Währungsabwertungen, Privatisierung und Kürzungen bei Gesundheit und Bildung, sowie die Marktöffnung für internationale Konzerne verlangt. Durch die Verdrängung heimischer Kleinproduktion und drastisches Kürzen der Einkommen (z.B. im Senegal um 18 % bei Arbeiter*innen) wurde letztendlich die Basis für heutige Fluchtbewegungen geschaffen.
Die Folgen der Klimakrise drohen, noch viel mehr Menschen in die Flucht zu zwingen. Einen Kapitalismus ohne Flucht und Elend nicht gibt.