Do 14.04.2011
Wie kam es zu deiner Kandidatur?
Ich war unzufrieden mit dem damaligen Betriebsrat. Ich hatte das Gefühl wir werden als Belegschaft nicht eingebunden. Informationen, die uns betrafen, wurden nicht oder unzureichend an uns weitergegeben, Vereinbarungen mit den ArbeitgeberInnen hinter dem Rücken der Belegschaft geschlossen. Betriebsversammlungen wurden viel zu kurzfristig angesetzt, sodass letztlich nur wenige KollegInnen teilnehmen konnten.
Ich hab zufällig eine Kollegin aus einem anderen Team getroffen und mit ihr darüber gesprochen. Dabei ist recht schnell klar geworden, dass sie die Dinge ähnlich sieht. Wir haben beschlossen uns informell mit einigen KollegInnen zu treffen und zu vernetzen. Wir dachten an eine Art Stammtisch. Kurz vor dem geplanten Treffen ist die Information zu uns durchgedrungen, dass der Betriebsratsvorsitzende zurücktreten wollte, da er zum Bereichsleiter aufsteigen sollte. Da fassten wir den Beschluss, eine eigene Liste aufzustellen.
Wie viele Leute wart ihr?
Wir waren zu Beginn rund 15 Leute und kaum organisiert. Sobald feststand, dass wir versuchen wollen zu kandidieren, schickten wir eine E-Mail an alle KollegInnen um diese darüber zu informieren. Darin war eine Einladung an alle, sich zu beteiligen. Das Problem beim Wohnservice ist, dass alle auf unterschiedliche Abteilungen verteilt sind. Viele KollegInnen kennen einander nicht. Darum haben wir schnell Vernetzungstreffen organisiert. Schließlich haben sich bis zu 30 Leute aktiv beteiligt, 10 haben kandidiert. Am Ende war die Wahlbeteiligung bei 85%. Wir haben alle fünf Betriebsratssitze gewonnen, obwohl es eine zweite Liste gab.
Mit welchen Forderungen seid ihr in den Betriebsratswahlkampf gegangen?
Wir wollen endlich einen konsequenten Betriebsrat, der die Interessen der Belegschaft wirklich vertritt. Transparenz und Mitbestimmung sind uns sehr wichtig. Wir werden versuchen die KollegInnen immer gut zu informieren, zu aktivieren und einzubinden. Wichtige Entscheidungen sollen von der ganzen Belegschaft demokratisch getroffen werden. Uns ist wichtig, dass die verschiedenen Bereiche im Wohnservice nicht gegeneinander ausgespielt werden, und setzen gemeinsame Solidarität dagegen.
Ich persönliche denke auch, dass Verhandlungen alleine manchmal nicht reichen. Was bei „Sozial Global“ passiert ist, zeigt für mich, dass manchmal Kampfmaßnahmen nötig sind, um die Interessen der Belegschaft zu verteidigen. Natürlich stehen wir auch aktiv gegen Rassismus, Diskriminierung und Mobbing am Arbeitsplatz. Dazu gehört auch unsere Solidarität mit anderen Betrieben, die von Kürzungen und Stellenabbau bedroht sind.
Wie sehen eure nächsten Schritte aus?
Wir werden bald eine erste Betriebsversammlung organisieren. Anfang April ist die konstituierende Sitzung des Betriebsrates. Außerdem soll es monatliche Treffen für alle KollegInnen geben, es sollen alle die Möglichkeit haben sich einzubringen und aktiv zu beteiligen.