Mo 09.02.2009
Die Gründung von Betriebsräten kann noch nicht die Welt verändern. Aber sie kann im Arbeitsleben Verbesserungen für ArbeitnehmerInnen bringen. Manchmal auch zum Leidwesen der Arbeitgeber.
Dies ist bei gewinnorientierten Unternehmen eindeutig. Doch auch bei gemeinnützigen Vereinen und NGOs hat er seine Aufgaben, da hier die Neigung zur Selbstausbeutung besonders hoch ist. Dies hat zumindest der Vereinsvorstand von Radio Orange 94.0 („Verein Freies Radio Wien”), einem nichtkommerziellen, Freien Radio in Wien verstanden. Seit der Gründung des BR im Sommer 2004 kam es demzufolge immer wieder zu Auseinandersetzungen. Was waren die Streitpunkte: Kampf gegen zuschlagfreie Sonntagsarbeit, gegen Gratis-Überstunden, die entstehen, wenn mehr als 40 Mehrstunden am Quartalsende übrig sind sowie für jährliche Lohnanpassungen mindestens in Höhe der Inflationsrate. Basics im Arbeitsleben, die als unrealistisch bzw. sogar Gefährdung des Freien Radios angesehen wurden, obwohl dieses seit 2004 durch öffentliche Gelder auf einer gesicherten finanziellen Basis steht. Aber der Schwarze Peter für Fehlentwicklungen wurde immer dem Betriebsrat zugeschoben. Durch Androhen von Änderungskündigungen bis hin zur Klage beim Arbeits- und Sozialsgericht konnte hier eine Spaltung in der Belegschaft erreicht werden. Diese hat 2008 dazu geführt, dass es keine Mehrheit mehr für eine Neuwahl des Betriebsrats gegeben hat. Die Konsequenz: Nach dem Angebot von unzumutbaren und teilweise unbekannten Arbeitsbedingungen wurde ich als ehemaliger Betriebsrat zum 31.3.2009 komplett gekündigt.
Nicht nur die verlorene Auseinandersetzung mit dem Vereinsvorstand – dem Arbeitgeber - sondern auch ein Arbeitsloser Ex-Betriebsrat mehr sind die nüchterne Bilanz aus dem verlorenen Kampf für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen beim Freien Radio in Wien.