- 88 % aller Erwerbstätigen in Österreich sind unselbständig erwerbstätig, können also nur “ihre Arbeitskraft verkaufen”.
- 2020 gab es im Durchschnitt 3.772.100 unselbständig Erwerbstätige, davon 1.946.100 Männer und 1.826.000 Frauen, in Summe aber 4.555.328 - dazu kommen dann noch die Scheinselbständigen, pensionierten Beschäftigten und die jeweiligen Angehörigen. Also die absolute Mehrheit der österreichischen Bevölkerung.
Vorwärts 298 - Dezember 2021/Jänner 2022
Artikel in dieser Ausgabe:
Mit dem Aufstieg des Kapitalismus entstand eine neue Klasse arbeitender Menschen: Das Proletariat bzw. die Arbeiter*innenklasse. Schon vorher hatten manche “nichts zu verkaufen als ihre Arbeitskraft”. Durch Veränderungen in der Produktionsweise wurden sie zur größten Klasse. Die Entfremdung vom erzeugten Produkt nahm zu, man wurde zum immer kleineren Rädchen in einem immer komplexeren Produktionsprozess. Die Ausbeutung war enorm und ist es bis heute geblieben.
Menschen werden auf verschiedenste Art und Weise unterdrückt. Aufgrund ihres Geschlechtes, ihrer Herkunft, ihrer Sexualität sowie ihrer Klassenzugehörigkeit. In der intersektionalen Theorie wird diese Art der Unterdrückung als „Klassismus“ bezeichnet. Gemeint ist z.B., wenn über Menschen mit niedrigem Einkommen oder ohne Arbeit gelästert wird, weil sie angeblich zu dumm wären, einen gut bezahlten Beruf zu erlangen. Die Ursachen für diese Diskriminierungserfahrungen werden dabei häufig in der Kultur gesucht. Lösungsansätze beschränken sich daher meist auf Symbolik, wie z. B.
Auf die Schlussfolgerung “es muss sich grundlegend was ändern” folgt: Wer kann das schaffen? Die herrschenden Parteien und Regierungen sicher nicht, sie sind der verlängerte Arm der herrschenden Klasse. Veränderung muss von unten erkämpft werden. Doch von wem genau? Mit der Krise der Arbeiter*innenorganisationen und ihrem Niedergang ging das Verständnis für die Notwendigkeit eines “revolutionären Subjekts”, das zur Trägerin der Veränderung wird, verloren.
„Was wir jetzt brauchen ist Stabilität“ war der weinerliche Tenor der ÖVP-Granden nach Sebastian Kurz' 2. Abdankung als Bundeskanzler. Ins gleiche Horn stoßen Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung und der grüne Koalitionspartner setzte das um, indem das “System Kurz” weiterläuft, halt ohne Namensgeber. Dahinter steckt zweierlei: 1) Die Notwendigkeit der heimischen Wirtschaft im internationalen Wettbewerb nicht völlig abgehängt zu werden. 2) Die Panik angesichts der sich vertiefenden politischen Krise.
Der jüngste Lockdown zeigt das ganze Versagen der Regierung. Ihre Orientierung auf kurzfristige Profitinteressen ihrer Geldgeber*innen (Stichwort: Wintersaison) verhindert den effektiven Kampf gegen die Pandemie. Es fehlt an bevölkerungsnaher Impfkampagne, Maßnahmen am Arbeitsplatz, sinnvoller Planung für Schulen und Ausbau der Test- und Spitalskapazitäten.