Mo 01.06.1998
Klimas Versprechungen, jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu sichern, erweisen sich wie der „Nationale Beschäftigungsplan" für Jugendliche als Seifenblase. Man nehme einen durchschnittlichen jungen Menschen auf der Suche nach einer Lehrstelle. Die aktuellen Daten des Arbeitsmarktservice besagen, daß man sich dann als einer der 13.833 Lehrstellensuchenden um die 8.183 Lehrstellen bemühen darf. Wohlgemerkt sind hier jedoch nur die beim Arbeitsamt gemeldeten Jugendlichen erfaßt und scheinen in der Statistik der insgesamt 36.966 der unter 25-Jährigen Arbeitslosen als solche auf. Die Dunkelziffer liegt jedoch weit höher, denn nicht erfaßt sind zum Beispiel Lehrstellensuchende wie unserE JugendlicheR, der/die nach der Schule vorerst ohne Arbeitsmarktservice (AMS) eine Stelle sucht und kaum erfaßt sind auch AusländerInnen.
Will der/die Jugendliche also nicht arbeitslos werden, beziehungsweise bleiben, dann muß er/sie einen der 230 Lehrberufe wählen und eine entsprechende Stelle finden. Werden kann er/sie beispielsweise Hutmacher, Kappen darf er dann jedoch nicht anfertigen. Eine einfache Lösung dieses Problems wäre eine Reduzierung der Lehrberufe auf Flächenberufe; damit wäre einerseits eine einheitlichere Ausbildung gewährleistet und man hätte später viel mehr Möglichkeiten, einen Job zu finden und/oder zu wechseln. Eine entsprechende Stelle zu finden, gestaltet sich ebenfalls oft skurril, wenn man sich vor Augen führt, daß ein Drittel der potentiellen Ausbildner angeben, die Berufsschulzeiten wären zu lange; knapp der Hälfte ist eine Lehrlingsausbildung zu teuer, 53 % sprechen von zu strengen gesetzlichen Vorschriften, mehr als drei Viertel meinen, die BewerberInnen seien ungeeignet. Diese Umfragen drücken aus, als was Jugendliche von den Unternehmern gesehen werden: Als billige Hilfskräfte die in erster Linie den Boden aufwischen „dürfen“!
Ausbildung raus aus Unternehmerhand!
Um dem entgegenzuwirken, wäre es ein Schritt in die richtige Richtung, die Lehrlingsaubildung aus der Hand der Unternehmer zu geben und unter die Kontrolle der Gewerkschaft sowie freigewählter LehrlingsvertreterInnen zu stellen.
Weiters sollten alle Jugendlichen - egal welchen Beruf sie ergreifen - Englisch als Pflichtfach in jeder Berufsschule lernen, und das an zwei Tagen in der Woche. Um das Lehrstellenangebot wieder zu erhöhen, dürfen nicht die Schutzbestimmungen die das Lehrlingsrecht vorsieht, abgebaut werden, sondern jene Unternehmer, die nicht ausbilden, müssen in Form einer Strafzahlung, die der kollektivvertraglichen Lehrlingsentschädigung eines Lehrlings entspricht, zur Kasse gebeten werden. Pro zehn Beschäftigte muß ein Ausbildungsplatz zur Verfügung stehen. Wir denken: Am Besten wäre es überhaupt, vom jetzigen „Ausbildungs“system Abschied zu nehmen und eine Gesamtschule für alle Jugendlichen bis zum Alter von 19 Jahren mit integrierten Lehrwerkstätten einzurichten.