Fr 24.03.2017
Der Nestlé Konzern plant seinen seit 1879 bestehenden Produktionsstandort in Linz bis März 2018 stillzulegen, was 127 Beschäftigten den Arbeitsplatz kosten würde.
In der Vergangenheit fiel der weltgrößte Lebensmittelkonzern, Nestlé, immer wieder mit negativen Schlagzeilen auf. Von gesundheitsgefährdenden Produkten, schlechten Arbeitsbedingungen und sogar Menschenhandel und Zwangsarbeit war schon oft die Rede. Obwohl der Konzern vergangenes Jahr einen Reingewinn von über acht Milliarden Franken einfuhr, wurde im Februar ein 500 Millionen schweres Einsparungspaket verkündet, das jetzt auch den 127 Beschäftigten in Linz den Job kosten soll. 2018 soll der Standort in Linz geschlossen werden. Schon wieder beweist die Führungsebene von Nestlé, dass ihnen ihre Beschäftigten völlig egal sind.
Begründet wird diese skrupellose Maßnahme mit sich verändernden „Konsumtrends“. Das ist eine Ausrede. Wenn das Produkt, dass an dem Standort in Linz hergestellt wird, nicht mehr genug KonsumentInnen findet, dann muss die Produktion eben auf andere Waren umgestellt werden – was bei weltweit 6.000 verschiedenen Marken und weit mehr verschiedenen Produkten wohl kaum ein Problem darstellen kann!
Geld dafür wäre genug da: Nestlé leistet es sich z.B. den ManagerInnen an der Konzernspitze gigantische Gehälter zu zahlen. So zählt Peter Brabeck-Letmathe, der Verwaltungsratschef von Nestle, mit einem Vermögen von 275 Millionen Franken zu den 300 reichsten SchweizerInnen. Allein das jährliche Einkommen von Generaldirektor Ulf Mark Schneider wird auf über 10 Millionen Franken geschätzt. Wieder zeigt sich die beißende Ungerechtigkeit dieses Wirtschaftssystems.
Kampfmaßnahmen sind notwendig!
Eine Lösung, bei der die 127 MitarbeiterInnen ihre Jobs nicht verlieren, ist möglich – doch sie muss erkämpft werden! Anstatt mit der Konzernführung einen „Sozialplan“ aushandeln zu wollen, in dem bereits akzeptiert wird, dass das Werk verschwindet, sollte die Gewerkschaft Kampfmaßnahmen vorbereiten.
Die Produktion soll erst im März 2018 eingestellt werden, d.h. durch verschiedenste Kampfmaßnahmen bis hin zum Streiks kann noch immer Druck ausgeübt werden. Außerdem können Beschäftigte Solidarität unter der Linzer Bevölkerung organisieren, es gibt viele, die KollegInnen beim Kampf gegen den widerlichen Nestlé Konzern unterstützen würden. Gleichzeitig wäre es Aufgabe der Gewerkschaft Solidarität auch in anderen mit Nestlé verbundenen Bereichen zu organisieren. In der Geschichte der ArbeiterInnenbewegung gab es z.B. immer wieder Beispiele, in denen sich ArbeiterInnen geweigert haben, Produkte von bestreikten Konzernen zu transportieren oder zu verkaufen. Auch die KollegInnen in den Zulieferbetrieben können angesprochen werden, da ja auch ihre Jobs mit der Schließung des Nestlé Werks gefährdet sind. Und schlussendlich muss auch International Solidarität organisiert werden. Nestlé Werke in anderen Ländern können eingebunden werden um so zu verhindern, dass verschiedene Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Denn es sind auch andere Standorte von dem 500 Millionen Sparpaket betroffen. Zusätzlich kann - als Teil einer breiteren Kampagne - ein gewerkschaftlicher Boykott aller Nestlé Produkte eine Rolle spielen. Der ÖGB kann die Namen aller von Nestlé in Österreich verkauften Waren veröffentlichen (und die Produktpallete reicht von Cini Minis über KitKat bis zu FELIX Tiernahrung), dazu aufrufen und dies auch organisieren (z.B. über Betriebsräte in den Werkskantinen und Automaten), diese so lange nicht mehr zu kaufen, bis die Arbeitsplätze gerettet sind. Man wird sehen, wie lange der „Arbeitgeber“ ohne ProduzentInnen und KonsumentInnen durchhält.
Menschen statt Profite!
Sollte Nestlé dennoch beginnen, den Standort zu schließen (z.B. Maschinen abtransportieren), muss der Kampf noch nicht verloren sein. Kein Konzern sollte aus Profitgier ein ganzes Werk schließen dürfen! Die Besetzung des Werkes durch die Beschäftigten, GewerkschafterInnen und solidarische Menschen um den Abtransport von Maschienen und Material zu verhindern klingt nach einer radikalen Maßnahme. Doch die Reichtümer von Nestle wurden auch von den Linzer Beschäftigten erwirtschaftet, das Werk ist also eigentlich schon längst „ihres“. Es gibt auch Beispiele, wo die Beschäftigten selbst ein Werk nicht nur besetzt, sondern sogar weiter geführt haben. Denn die Praxis zeigt: ArbeiterInnen brauchen die Chefs in der Konzernspitze nicht. Die PolitikerInnen verdrücken zwar ein paar Krokodilstränen doch sie tun, als ob sie nichts tun könnten. Tatsächlich kann durch eine Verstaatlichung des Standortes unter demokratischer Kontrolle der Beschäftigten weiter produziert werden und die Jobs erhalten bleiben. Die Gesellschaft hätte so die Möglichkeit gemeinsam mit Beschäftigten zu entscheiden was überhaupt produziert werden soll. Z.B. wurden an dem Linzer Standort bis jetzt vor allem Trockenprodukte hergestellt die zu Suppen und Saucen verarbeitet werden können und 90% dieser produzierten „Großgebinde“ gehen an europäische Schwesterkonzerne. Unter Leitung der Beschäftigten könnte die Produktion so umgestellt bzw. erweitert werden, dass der Standort gesunde Nahrungsmittel für Linzer Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser billig zur Verfügung stellt.
Durch solche entschlossenen Maßnahmen könnte verhindert werden, dass ArbeitnehmerInnen für die Profitgier von Konzernen zahlen müssen. Aber solange die Gewerkschaftspitzen nicht bereit ist solche Maßnahmen zu ergreifen, werden wir immer der Willkür der „ArbeitgeberInnen“ ausgeliefert sein. Bauen wir gemeinsam Druck auf die die ÖGB-Spitze auf, damit unsere Gewerkschaften endlich den Kampf gegen Abwanderung und Standortschließungen führen der nötig ist.