Gewerkschaften: Daumen rauf

Sonja Grusch

Die Gewerkschaft ist längst überholt, meinen manche. In einer modernen Gesellschaft mündiger BürgerInnen gar nicht nötig. Informationen kriegt man aus dem Internet, einen Mustervertrag auch. Aber den will man ohnehin nicht, weil wir ja alles individuell selbst ausverhandeln. Und mit den Chefs sind wir per Du und zum Geburtstag bringt die Chefin Kuchen für alle.

Tatsächlich sind Gewerkschaften nötig wie eh und je im Kapitalismus. Weil nämlich die Unternehmen am längeren Ast sitzen wenn wir uns nicht zusammenschließen. Weil wir alleine nämlich nur über den Tisch gezogen werden. Weil wir gemeinsam einfach stärker sind. Simple Wahrheiten. Doch der Zusammenschlusses von Beschäftigten mit gemeinsamen Interessen reicht nicht. Wir müssen die Muskeln auch zeigen (also drohen) und notfalls auch einsetzen. Also mit der „geballten Faust des Proletariats zuschlagen“: Das bedeutet nicht notwendigerweise eine Massenprügelei zwischen ArbeiterInnen und Kapitalisten. Das bedeutet die Machtmittel zu nutzen, die wir als ArbeiterInnenklasse haben: nämlich kollektiv das zu verweigern, was die KapitalistInnen von uns brauchen: unsere Arbeitskraft. Also zu streiken. Und Solidarität zu organisieren für die anderen Opfer des kapitalistischen Wahnsinns. Die Gewerkschaftsführung verteidigt die Gewerkschaften. Doch v.a. um die eigenen Jobs (und auch Privilegien) zu verteidigen. Dabei machen sie die Gewerkschaften zu einer Serviceorganisation die faule Kompromisse zu Erfolgen hochstilisiert und sich im Beruhigen einer zu Recht aufgebrachten Basis perfektioniert. Ja, wir brauchen Gewerkschaften angesichts der immer aggressiveren und frecheren Begehrlichkeiten des Kapitals. Doch die müssen kämpferisch sein, demokratisch und entschlossen. Und das müssen wir von unten durchsetzen, auch gegen den Willen der Bürokratie. 

 

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