Mo 05.05.2014
Seit den 1950er Jahren schlossen sich international Fußballfans in Ultras-Gruppierungen zusammen, vorrangig um die eigene Mannschaft zu unterstützen. Im Laufe der Jahre entwickelten viele Gruppen aber auch politische Forderungen und stiegen in den gesellschaftlichen Diskurs ein. Anfangs ging es vor allem um Repression, mit der Fußballfans konfrontiert sind. Doch die Erfahrung zeigt: wenn soziale Bewegungen entstehen, finden sich auch immer öfters Ultras in den ersten Reihen. Der Großteil der Ultras-Bewegung stammt aus proletarischen Schichten, die den Fußballplatz als Ventil für den tristen Arbeitsalltag sehen. Diese Schichten werden von Sozialabbau am härtesten getroffen. Oft sind sie gezwungen, den Kampf aufzunehmen und soziale Proteste (wie zum Beispiel am Tahir-Platz in Ägypten, wo Ultras den Prellbock zwischen Militär und DemonstrantInnen bildeten) zu unterstützen. Auch durch die „Kampferfahrung“, die viele Ultras in Auseinandersetzungen mit der Polizei gesammelt haben, werden sie zu Schlüsselfiguren in Auseinandersetzungen mit dem Staat.
Schafft es die Linke allerdings nicht, den meist schon vorhandenen Klassenhass unter Ultras in die richtigen Kanäle zu lenken, werden diese schnell gefundenes Fressen für faschistische Kräfte und in weiterer Folge deren Kanonenfutter. So haben sich auch in der Ukraine Fußballfans an den Maidan-Protesten beteiligt und DemonstrantInnen vor Polizei und Militär beschützt. Dass sie dabei vor allem den rechtsextremen Parteien „Swoboda“ und „Rechter Sektor“ den Steigbügel für die Sitze in der Übergangsregierung gehalten haben ist zwar nicht unerheblich, zeigt allerdings v.a. die Schwäche der Linken in der Ukraine.
Ultras sind also nicht grundsätzlich rechts, weshalb es – nicht nur in der Ukraine – enorm wichtig ist, linke Strukturen in- und außerhalb der Kurve aufzubauen, die den berechtigten Hass gegen die Herrschenden und den Kapitalismus und nicht gegen eine Hautfarbe, Homosexualität oder Religion richtet.