Global gegen das Kapital!

Der antikapitalistische Kongress
Ken Horvath

Der jüngste Triumph Le Pens bei den französischen Präsidentschaftswahlen repräsentiert eine Seite der kapitialistischen Globalisierung: (Staatlicher) Rassismus, Bildungs- und Sozialabbau lassen das Vertrauen in etablierte Parteien schwinden: Massive Wahlenthaltung und Stimmung gegen “die da oben” ist die Folge. Vor dem Hintergrund zunehmender sozialer Polarisierung erstarkt aber nicht nur die rechte Szene. Globaler Widerstand gegen den Kapitalismus exisitiert: Sozialistischer Widerstand International (SWI) wird als aktive Jugendorganisation mit einem offensiven Programm in bestehende und kommende Kämpfe gehen.
„Die neoliberalen Angriffe rufen bei vielen Menschen Ablehnung hervor. Die Menschen wissen, wogegen sie sind – sie bekommen es jeden Tag mit. Leider haben viele keine Ahnung, wofür sie sein sollen“, meint Maria Hörtner – Studentin und aktiv bei SWI. Am SWI-Gründungskongress, der am 10. und 11. Mai im WUK in Wien stattfindet, sollen deshalb nicht nur Missstände diskutiert werden. „Uns geht es darum, das Wesen der kapitalistischen Profitwirtschaft und seine Folgen zu durchleuchten. Wir wollen aber auch diskutieren, ob und welche Alternativen es gibt.“

Ein internationaler Kampf

Damit soll auch in Österreich ein wichtiger Schritt im Aufbau von International Socialist Resistance (ISR) getan werden. Am 15. Dezember 2001 in Brüssel gegründet, kann ISR bereits auf einige Erfolge verweisen. So konnte am 15. März ein internationaler Bildungs-Aktionstag organisiert werden – in Brasilien fand ISR dafür sogar Unterstützung von Seiten des Gewerkschaftsverbandes. In den kommenden Monaten wird neben Bildungsabbau wohl der Kampf gegen Rechts ein international bestimmendes Thema in der Arbeit von ISR sein.
Schon heute fragen Jugendliche sehr bald nach Alternativen zu einem System, das als Wurzel einer Vielzahl von Missständen erkannt wird. Virginie Pregny von ISR-Frankreich erzählt von ihren Erfahrungen während der jüngsten Proteste gegen Le Pen: „Viele fragen nach Alternativen zum kapitalistischen System und dauerhaften Mitteln, rassistischer und faschistischer Ideologie den Boden zu entziehen … Wir betonen die Tatsache, dass Chirac zu wählen nichts an den Ursachen für Le Pens Erfolg verändern wird.“ ISR-Frankreich fordert einen aktiven linken Block, der dem wachsenden rechtsextremen Druck auf der Straße begegnet. Darin sieht Virginie Pregny die einzige dauerhafte Lösung des Problems.

Antikapitalismus

Das vorhandene antikapitalistische Bewusstsein hat auch in die Gründungserklärung von ISR Eingang gefunden: „Unsere Generation ist in einer Welt aufgewachsen, die gespaltener und ungerechter ist als jemals zuvor. In den letzten Jahren hat das weltweit junge Menschen  veranlasst, in großen Anti-Globalisierungs- und antikapitalistischen Protesten auf die Straße zu gehen. Wir haben riesige Demonstrationen bei Gipfeln des IWF, der Weltbank, der WTO, der EU und anderen Organisationen des globalen Kapitalismus gesehen. Seattle, Prag, Nizza, Göteborg und Genua – diese Städte sind zu Symbolen für neue Bewegungen „von unten“ geworden.“

8. Mai: Auf die Strasse!

Nur wenige Tage vor den Wahlen in Frankreich fand in Wien der erste Naziaufmarsch seit Jahren statt. Die rechtsextreme Szene spürt durch Le Pen`s Abschneiden sicher wieder Rückenwind. Ihr Nährboden ist auch in Österreich die soziale Polarisierung und das Fehlen einer organisierten linken Alternative. Bestehenden (sozialen) Bewegungen Ziel und Richtung zu geben ist daher ein notwendiger Bestandteil im Kampf gegen Rechts. Als Beispiel mögen die Entwicklungen auf der Uni dienen: Am 24. April haben sich mehr als 30.000 Menschen aktiv am Streik gegen die blauschwarze Uni-”Reform” beteiligt.  Ein erfolgreicher Kampf hier würde der Linken Auftrieb gebendoch ohne massive Beteiligung der Gewerkschaften im ganzen Bildungsberreich wird es schwer werden. Ein Kampftag ist der 8. Mai. An diesem Tag der Niederlage des Faschismus haben Rechtsextremisten zum “Heldengedenken” am Heldenplatz aufgerufen. SWI beteiligt sich an der Gegenmobilisierung und ruft alle AntifaschistInnen auf, mit uns gemeinsam zu demonstrieren und den Aufmarsch der Rechten zu blockieren.

Fight for your right!

Zum SWI-Kongress erwarten wir über hundert Jugendliche aus Wien und anderen Teilen Österreichs und der Welt. Das Motto „Fight for your Right“ ist bewusst gewählt, um den aktiven Kampf in den Vordergrund zu stellen. Wir wollen nicht bei einer abstrakten Kapitalismusanalyse stehen bleiben. Die Themenwahl soll zeigen, dass sich Antikapitalismus nicht auf die Proteste bei internationalen Gipfeln beschränkt.
Neun Workshops werden sich diversen Themen widmen. Unter dem Motto „Der ganz normale Wahnsinn“ sollen in einer ersten Podiumsdiskussion aktuelle internationale Entwicklungen (Naher Osten!) diskutiert werden. Eine zweite Diskussion soll Perspektiven für die antikapitalistische Bewegung klären. Das wichtigste Ziel ist es, Jugendliche für den Kampf gegen Kapitalismus und für eine andere - eine sozialistische - Welt zu gewinnen. Bereits im Vorfeld gibt es mehrere Ansätze für neue SWI-Gruppen in Wien (z.B. im siebten und im neunten Bezirk) und in Salzburg. Auf dem SWI-Kongress wird es in diesem Punkt Berichte und praktische Beispiele über die konkrete Arbeit vor Ort geben. Den SWI-Kongress 2002 solltest du nicht versäumen. Wir freuen uns auf dein Kommen!

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