Di 06.11.2012
Der Islam ist mit bis zu 1,57 Mrd. Gläubigen die zweitgrößte Religionsgemeinschaft. Er entstand in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts auf der arabischen Halbinsel. Die neue Religion bot u.a. eine Rechtsgrundlage, mit der Mohammed die zuvor zerstrittenen Stämme vereinte, wodurch schließlich ein Gebiet von der spanischen Halbinsel bis Indien erobert werden konnte.
Wie alle anderen großen Religionen ist auch der Islam in unzählige Richtungen gespalten. Die Gründe dafür liegen in unterschiedlichen sozialen und politischen Interessen. Mohammed hat nicht nur eine Religion, sondern auch ein neues Reich hinterlassen. Das führte zum Streit. Die Spaltung in SchiitInnen und SunnitInnen hatte nur vordergründig religiöse Gründe. Tatsächlich gab es handfeste materielle Gründe. Vorerst endete der Streit mit einem Kompromiss, entbrannte aber immer wieder an weltlichen Fragen, wie der Aufteilung der Kriegsbeute. Schließlich wurde der Konflikt kriegerisch gelöst und führte zur endgültigen Spaltung. Bis heute stellen die SunnitInnen mit 85% die größte Gruppe. Die SchiitInnen sind wesentlicher kleiner und heute auf den Libanon, Irak, Iran und Bahrain beschränkt.
Beide Richtungen sind wieder in sich gespalten und bei beiden gibt es gemäßigte und radikale Trends. Eine der gefährlichsten Strömungen sind die WahhabitInnen und die ihnen nahe stehenden SalafistInnen. Diese ultrakonservative Auslegung ist in Saudi-Arabien Staatsreligion und unterstützt weltweit Gruppen. Ein Großteil des islamistischen Terrors bezieht sich auf diese im Weltmaßstab gesehen kleine Strömung.
Islam in Österreich
Im 10. Jahrhundert siedelten Muslime im Gebiet des heutigen Burgenlands. Handelsbeziehungen waren alltäglich. Über sie fand kultureller Austausch zwischen Österreich und der islamischen Welt statt. 1908 annektierte das österr. Kaiserreich Bosnien. Um die sozialen und politischen Spannungen am Balkan einzudämmen, wurde 1912 der Islam als Religionsgemeinschaft in Österreich anerkannt und Selbstbestimmung zugesichert. Heute leben über 500.000 Menschen muslimischen Glaubens in Österreich (6,2% der Bevölkerung). Nur eine verschwindende Minderheit davon ist streng religiös bzw. fundamentalistisch; die Mehrheit hält es ähnlich wie die „Taufscheinchristen“.