Di 24.07.2012
Der ArbeiterInnenbewegung wird oft vorgeworfen, am „grünen Auge“ blind zu sein. Oberflächlich betrachtet hat der Vorwurf viel Wahres, genauer betrachtet waren jene Teile der ArbeiterInnenbewegung, die die Ökologie links liegen ließen, auch jene, die ArbeiterInneninteressen verrieten. Typisch dafür ist der ÖGB der 1980er Jahre, der versuchte, den Bau des Donaukraftwerks in Hainburg mit aller Gewalt durchzusetzen, während er gegen die Zerstörung der verstaatlichteen Industrie kaum Widerstand leistete. Teile des ÖGB wollten die ArbeiterInnenbasis gegen die Umweltbewegung mobilisieren („Wir schicken die VÖSTler in die AU“), waren aber politisch zu feige, die selben ArbeiterInnen gegen die Schließung ihrer Fabriken in Streiks und Betriebsbesetzungen zu führen. Die Bürokratie beging verheerende Umweltsünden in den stalinistischen Staaten – im Systemwettlauf und weil eine bürokratische Planung zu einer Fehlplanung führt. Die mangelnde Demokratie in Produktion und Gesellschaft verschärfte das Problem, und ArbeiterInnen, die Vorschläge für eine umweltschonendere Produktion machten, mussten mit Repressionen rechnen. Nicht zuletzt wegen dieser politischen Fehlentwicklungen hat die Linke eine geringe Glaubwürdigkeit, wenn es um Ökologie geht. Aber eine antikapitalistische, sozialistische Perspektive ist dringend nötig.
1. Ökologie durch Planung. Das kapitalistische System ist auf schnelle Produktion ausgelegt. Große Konzerne wollen Kosten sparen. Viele Güter werden direkt nach Auftrag produziert. „Mein Lager ist die Straße“ ist dabei ein Motto. Daher hat der LKW-Verkehr in den letzten Jahren enorm zugenommen. LKWs fahren oft mit wenigen Spezialteilen um die halbe Welt. Eine demokratische Planung in einer Gesellschaft, in der die ArbeitnehmerInnen und die KonsumentInnen über die Produktion bestimmen, brächte daher große Vorteile. Es ließe sich der CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Waren würden nicht mehr in Konkurrenz, sondern nach dem allgemeinen Bedarf, produziert. Die für die heutige kapitalistische Krise typische Überproduktion würde drastisch reduziert werden. Damit werden auch die Umweltschäden, die bei der Produktion von Gütern entstehen, reduziert. Durch Planung werden sinnlose Verkehrswege mit fast leeren LKWs oder Flugzeugen verhindert. Produziert wird nicht dort, wo die Löhne und die Umweltauflagen am geringsten sind, sondern dort, wo es ökonomisch und ökologisch am sinnvollsten ist - was weitere Wegkosten spart. Demokratische Planung bedeutet auch, dass verstärkt die ökologischere Eisenbahn zum Einsatz kommt.
2. Die Eigentumsverhältnisse bestimmen über Entwicklung und Forschung. Nur das, was einem gehört, kann man auch frei verwenden oder abschalten. So ist es z. B. für schnellen Ausstieg aus der Atomenergie nötig, die Atomwirtschaft zu verstaatlichen und unter demokratische Kontrolle der ArbeiterInnen zu stellen. So kann verhindert werden, dass aus Profitinteresse Atomkraftwerke länger als nötig in Betrieb bleiben. Forschung und Entwicklung von umweltschonenden Technologien werden heute nur betrieben, wenn sie Profite versprechen. Viele ökologische Fortschritte (z. B. in der Automobilindustrie) werden daher nicht weiter verfolgt. Die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse wirken wie eine Fessel für ökologische Entwicklung. Gemeinschaftlicher Besitz könnte daher einen großen Schub in Richtung ökologischer Forschung bedeuten.
3. Demokratie in Entwicklung und Produktion würde die Kreativität der ArbeiterInnenklasse freisetzen. Wenn die Beschäftigten in einer geplanten Produktion über die Entwicklung bestimmen, dann ist es auch möglich, auf Vorschläge zur ökologischeren Produktion oder zur Vermeidung von Umweltschäden einzugehen. Heute sind die Beschäftigten von Waren und der Produktion entfremdet. Verbesserungsvorschläge nützen nur dem Unternehmen und führen sogar teilweise zu Verschlechterungen für die Beschäftigten. Eine sozialistische Produktion würde durch permanente Verbesserungsvorschläge effizienter und ökologischer werden. Alle würden davon profitieren. Dazu kommt: zahlreiche kapitalistische Luxusaktionen (z. B. der Flug mit dem Privatjet) könnten in einem sozialistischen System unterbunden werden. Demokratische Planung und sozialistische Produktion würden auch die Arbeitslosigkeit beseitigen, was einen großen Einsatz vieler ArbeiterInnen im ökologischen Umbau (z. B. des Ausbaus des Öffentlichen Verkehrs) bedeuten könnte.
Die bürgerliche Ökologiebewegung ist an ihre Grenzen gelangt. Es ist die Aufgabe von SozialistInnen, sich verstärkt in die Ökologiebewegung einzubringen und sozialistische Ansätze vorzustellen.