Mi 07.07.2010
Kulturell hat die Stadt Salzburg viel zu bieten. Allerdings kaum etwas für Jugendliche. Großes Festspielhaus und Lange Nacht der Kirchen sind für die wenigsten bezahlbar oder attraktiv. Da wäre es eigentlich zu begrüßen wenn die Stadt einmal im Jahr ein groß angelegtes Jugendfestival organisiert.
Das ganze nennt sich „Movida-Festival“ und fand zwischen 19. und 26. Juli im Salzburger Volksgarten statt. Die zu mindest gut gemeinten Anfänge im Jahr 2009 sind aber innerhalb eines Jahre schnell revidiert worden. Was blieb oder kam waren Kommerz, Selbstbeweihräucherung der StadtpolitikerInnen und Workshops bei denen mensch merkte, dass sie nicht VON sondern FÜR Jugendliche konzipiert worden sind. Dazwischen gab es kaum Möglichkeiten für Jugendliche eigene Freiräume zu finden und die eigenen Vorstellungen von Kunst, Kultur und Sport umzusetzen. Auch im Abendprogramm konnte mensch regionale KünstlerInnen und Jugendbands nur mit der Lupe finden. Stattdessen setzten die VeranstalterInnen auf das Prinzip je größer desto besser. Der deutsche Reggae-Musiker Genleman trat auf. Das ließen sich die VeranstalterInnen natürlich zahlen. Stolze 28 Euro kostete die Karte an der Abendkassa – ein Preis, der für alle Jugendlichen in Salzburg einfach so erschwinglich ist? Im Vorjahr waren noch alle Veranstaltungen und Konzerte kostenlos.
Im übrigen gab es auch noch ausreichend Werbung. Da fanden sich Red Bull (keine kommerziellen Veranstaltungen ohne Red Bull-Werbung), Salzburg AG, ÖBB, SN, etc. Herausstechend war die Werbung des Spirituosenkonzerns Smirnoff (dem Hersteller der bei Jugendlichen mehr oder weniger beliebten Alkopops) und die Trumer Brauerei. So viel zu „Keine Macht den Drogen“.
Am Donnerstag, den 24. Juni fand im Rahmen des Movidafestivals der fünfte Salzburger Jugendkongress statt. Der Zeitpunkt, nämlich an einem Donnerstag mitten in der Prüfungs- und Maturazeit zwischen 09:00 und 14:00 legt die Vermutung nahe, dass die Stadtpolitik nicht unbedingt darum bemüht war möglichst viele Jugendliche hinzubekommen. Etwa 100 bis 150 wollten dann doch ihre „Klappe aufmachen“ (laut Ankündigung). Die StadtpolitikerInnen mühten sich vergebens Salzburg als eine Stadt zu präsentieren, die Jugendlichen unkommerzielle und qualitativ hochwertige Angebote machen kann. Das Movidafestival selbst (siehe oben) widerlegt diese Selbstdarstellung. Was dann blieb waren die Versprechungen des junggebliebenen mitte-dreißiger Moderators – Zitat: „Jo, Jo, euer Bürgermeister Schaden, ey, der checkt das, Alter“
Der Name „Movida“ geht auf die kulturelle Bewegung zurück, die sich in Spanien in den 70er Jahren nach dem Sturz des Faschismus entwickelte. Das Festival hat damit nichts zu tun. Im besten Falle werden ein paar optische Stilelemente übernommen. Ja, Salzburg braucht ein Jugendfestival. Aber eines ohne Kommerz, Werbung für Großkonzerne und Beweihräucherung der Stadtoberen. Salzburgs Jugendliche haben ein Recht mitzubestimmen was in ihrer Stadt geschieht. Das kann aber nicht heißen, dass sich Schaden und Co. einmal im Jahr ihre Meinung anhören nur um sie dann den Rest des Jahres zu ignorieren.