So 18.04.2010
Nein, auch im Sozialismus werden wir den Ausbruch von Vulkanen nicht kontrollieren können. Aber: wir können sicherstellen, dass die Auswirkungen nicht zu einer derart chaotischen Situation führen, wie wir es jetzt gerade, als Folge des Vulkanausbruches in Island, erleben. Ich bin eine jener PassagierInnen, die in London „gestrandet“ war. Ich habe es geschafft alleine nach Hause zu kommen, erhielt dabei allerdings keinerlei Hilfe von „meiner“ Fluglinie oder von Seiten der Behörden. Das hat eine Sache sehr deutlich für mich gemacht: Privatisierung und der „freie Wettbewerb“ im Rahmen des Kapitalismus haben zu dieser katastrophalen Situation geführt, der sich zehntausende, wenn nicht sogar hunderttausende Menschen in ganze Europa und international gegenüber sehen.
Es braucht einen internationalen Plan zur Hilfe der Passagiere
Weil das Transportwesen nationalstaatlich organisiert ist bzw. sogar noch weiter in unterschiedliche – konkurrierende – Unternehmen aufgespaltet ist, wurde kein internationaler Plan zur Unterstützung der gestrandeten Passagiere aufgestellt. Die Situation sieht so aus, dass die überwältigende Mehrheit überhaupt keine Informationen von den Fluglinien erhält, denen sie eine Menge Geld für ihre Tickets bezahlt haben. Die Menschen müssen selbst herausfinden, was die nächsten Schritte sind oder wo sie schlafen können.
In einem verstaatlichtem und gesamtgesellschaftlich organisierten Transportsystem dass sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert könnte die Situation viel schneller und besser gemanaged werden. Die Menschen würden über die Situation und die verschiedenen Möglichkeiten umfassend informiert werden. Sie würden von den Flughäfen abgeholt und in Hotels gebracht werden und es würde sichergestellt werden dass jene, die wirklich weiterreisen müssen so rasch wie möglich weiter reisen könnten.
Aber im gegenwärtigen kapitalistischem System ist es so, dass jene die schneller und stärker als andere sind und insbesondere jene, die mehr Geld haben Wege finden weiter zu reisen – die anderen bleiben sich selbst überlassen. Mit einer internationalen Planung die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht an Profiten könnten Züge, Busse und Fähren viel besser koordiniert werden, als dies nun geschieht. An Züge könnten Extra-Waggons angehängt werden um sicher zu stellen, dass alle Passagiere einen Platz finden. Busse können die Menschen gemeinsam, deren Flüge gestrichen wurden wohin bringen, wo sie bleiben können, bis ihre Flüge starten können oder könnten sie auch weiter transportieren.
Eine internationaler Plan der sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht an Profiten würde sicherstellen, dass die Menschen transportiert werden, bevor LKWs mit unwichtigen Gütern transportiert werden. Es würde auch sichergestellt werden, dass die privaten Transportunternehmen nicht plötzlich ihre Preise anheben um Extra-Profite zu machen sondern dass die gestrandeten Passagiere zu ihrem Zielort transportiert werden ohne das ihnen extra Kosten entstehen. Jetzt sind die Passagiere völlig sich selbst überlassen. Sie wissen nicht, wo sie hinsollen, wie sie die Hotels, die Züge und andere Dinge bezahlen sollen.
Für viele Menschen ist Geld ein großes Problem und es ist nicht sicher, dass sie das Geld zurückbekommen werden, dass sie für Unterbringung ausgeben mussten oder dafür, nach Hause zu kommen. Die Fluglinien und die Versicherungen werden alles Mögliche versuchen um die diese Extrakosten auf dem Rücken der Passagiere zu belassen.
Schon haben einige Fluglinien erklärt, dass sie wegen des Vulkanausbruches in ernsthaften Finanzproblemen sind und dass es nötig werden könnte, sie mit Staatsgeldern zu retten. Dass ist nur ein weiterer schmutziger Trick von kapitalistischen Unternehmen um die Situation für ihren eigenen Vorteil auszunutzen. Die Krise der Fluglinien ist nicht das Ergebnis des Vulkanausbruches, der die Situation sicherlich verschärft, sondern liegt in der allgemeinen wirtschaftlichen Krise. Für ArbeiterInnen und Jugendliche ist es nun nicht nur die Frage, wie viel die Passagiere von dem Extra-Geld, das sie ausgeben mussten, zurückbekommen. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass wir in der nächsten Zeit eine neue Welle von Angriffen auf die Löhne und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten der verschiedenen Fluggesellschaften und eine Steigerung bei den Flugpreisen erleben werden. Dass aber darf von den Belegschaften und den Gewerkschaften nicht einfach hingenommen werden, dass muss bekämpft werden.
Die aktuelle chaotische Situation muss von GewerkschafterInnen und SozialistInnen in ganz Europa aufgegriffen werden um nicht nur ein Ende der Privatisierungen zu fordern, sondern um weiter zu gehen. Wir müssen die Notwendigkeit eines verstaatlichten Transportsystems erklären und die Notwendigkeit einer internationalen Planung im Transportwesen. Und wir müssen die Notwendigkeit einer anderen Gesellschaft erklären – einer sozialistischen Gesellschaft wo die Bedürfnisse der Menschen und nicht Profite im Zentrum stehen.