Mi 27.01.2010
Während verzweifelte Überlebende in Haitis zerstörter Hauptstadt Port-au-Prince versuchten Nahrung, Wasser und Unterschlupf zu finden, brauste US-Au0enministerin Hillary Clinton auf den Hauptflughafen für einen Fototermin. Sie blockierte damit Flugzeuge mit Hilfslieferungen, inklusive Lieferungen für ein Feldkrankenhaus der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.
Die US-Regierung hat die haitianische Regierung Rene Prévals zur Seite gestoßen, den Flughafen übernommen und 10.000 SoldatInnen entsandt. Die Hilfsgüter tröpfeln nur spärlich aus den von US- und UN-Truppen bewachten Lagern zu den Millionen haitianischer Flüchtlinge.
Die Vereinten Nationen – die die Insel in den letzten sechs Jahren besetzt hielten – scheinen sich stattdessen darauf zu beschränken, die reicheren Gegenden der Hauptstadt zu bewachen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon besuchte das zerstörte Port-au-Prince und sagte den hungrigen und durstigen Menschen schlicht, dass sie geduldig sein müssten. Aber die Geduld geht den Menschen langsam aus – sie durchsuchen verzweifelt die Ruinen nach Nahrung und Wasser. Viele der westlichen Medien verurteilte ihre Bemühungen jedoch als „kriminelles Plündern“.
Einfache Menschen haben weltweit tief in ihre Taschen gegriffen um an Hilfsprogramme zu spenden. Aber obwohl die westlichen Regierungen Billionen von Dollar in Bankenrettungspakte pulvern, haben sie nur wenige Millionen für die Menschen in Haiti gespendet.
Und wie kam es dazu dass dieses Erdbeben 200.000 Todesopfer fordern konnte, wenn ein Erdbeben von ähnlicher Größe in Nordkalifornien 1989 nur 63 Menschenleben forderte? Die Antwort ist offensichtlich. Kalifornien ist ein reiches Land, während Haiti das ärmste Land der westlichen Welt ist. Drei Viertel von Haitis Bevölkerung lebt von weniger als 2 Dollar am Tag.
Während in Kalifornien gutes Baumaterial, Baumethoden und strenge Auflagen für erdbebensichere Häuser sorgen – über Jahrzehnte durch öffentlichen Druck von den Institutionen erkämpft – war Haiti Opfer einer ausbeuterischen Herrschaft einer korrupten Elite, unterstützt vom französischen und US-Imperialismus, die massive Profite dort machten und Investitionen und Hilfsgelder abgezapft haben.
Das reichste Prozent der haitianischen Bevölkerung besitzt beinahe die Hälfte des Reichtums des Landes. Westliche Firmen haben Haiti ebenso als Sweatshop benutzt um billige landwirtschaftliche und industrielle Güter zu produzieren.
Als die Armen Haitis den radikalen Präsidenten Jean Bertrand Aristide wählten um eine Veränderung zu erzwingen, wurde er (bereits zum zweiten Mal) 2004 durch einen Coup der reichen Elite entfernt, mit Unterstützung durch die Bush-Regierung.
Unter der Herrschaft des Imperialismus werden nur wenige HaitianerInnen vom Wiederaufbau profitieren. Aber die Alternative ist nicht Verzweiflung. Haiti hat ein revolutionäres Erbe, das über zwei Jahrhunderte zurückgeht. Damals besiegte eine Sklavenrevolte unter der Führung von Toussaint L'Ouverture die französischen Kolonialherren. Heute ist es diese Tradition, aus der die HaitianerInnen Schlussfolgerungen ziehen können, um sich von Armut, Ausbeutung und Not zu befreien.
BankerInnen gewähren sich obszöne „Boni“
Als die Top-BankerInnen sich weltweit obszöne Boni gewährten um ihre von Gier getriebenen, dekadenten Lebensstandards zu finanzieren, müssen die ArbeiterInnen und Armen Haitis unvorstellbar grauenhafte Bedingungen aushalten. Die Milliarden von Pfund, Euro und Dollar die die fetten BankerInnen sich genehmigen sollten konfisziert werden – sie sind bei den verletzten, verweisten und obdachlosen in Haiti besser aufgehoben!
In den reicheren Ländern der Welt, in denen die großen Banken ihre Hauptquartiere haben, sollten die exzessiven Bankenprofite an die Opfer der Rezession gehen, eine Krise, die diese Banken durch ihre Spekulation und Profitmache verschlimmert haben. Sie könnten zum Beispiel an die wachsende Zahl von Arbeitslosen gehen und all jene, die ohne eigenes Verschulden ums tägliche Überleben kämpfen.
Und dennoch weigerte sich die britische Regierung sogar die Topgehälter und Boni in den gescheiterten Banken die sie übernehmen mussten,.wie zum Beispiel die Royal Bank of Scotland, anzutasten. Der Chef von RBS, Stephen Hester, bekommt zum Beispiel bis zu 9,7 Millionen Pfund.
2010 werden viele GewerkschafterInnen Kampfmaßńahmen ergreifen um ihren Lebensstandard zu verteidigen. Ebenso wird die ArbeiterInnenklasse in einer Reihe von Gegenden Gelegenheit haben, ihre Wut bei Urabstimmungen zu zeigen, und in den Gebieten, wo die neu formierte „Trade Unionist and Socialist Coalition“ antritt, auch bei den Nationalratswahlen. Diese Koalition steht für eine Besteuerung der Reichen und dafür, dass die Banken in „tatsächliches Gemeineigentum unter demokratischer Kontrolle überführt werden, statt für Geldgeschenke an genau jene KapitalistInnen, die für die Krise verantwortlich sind.“