Do 16.10.2008
Der FPÖ-Abgeordnete Martin Graf, der in absehbarer Zeit zum dritten Nationalratspräsidenten gewählt werden soll und Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Olympia ist, treibt sein Unwesen nicht nur in der
Politik. Er ist auch Präsident des kleinen Wiener Fußballvereins Hellas Kagran.
Vorwärts interviewte Margarita Döller, die selbst Spielerin bei Hellas Kagran ist.
Vorwärts: In welcher Form benutzt Martin Graf sein Amt, um seine politischen Ansichten ins Vereinsleben einfließen zu lassen?
Margarita: In der Anfangszeit merkte man von seiner Gesinnung gar nichts, er outete sich bei der Wahl zum Präsidenten nicht einmal als FPÖ-Mitglied. Er benutzte sein Amt, um langsam etwas aufzubauen und organisierte als bisher zum Glück einzigen Höhepunkt eine FPÖ-Wahlkampfkundgebung während des regulären Trainingsbetriebes. Gegenüber den Vereinsmitgliedern hielt er dies jedoch geheim und tarnte die Veranstaltung als Spanferkelessen des RFJ 22.
Vorwärts: Was hat sich bei dieser Aktion konkret abgespielt?
Margarita: Es nahmen zahlreiche prominente Wiener FPÖler, die auch namentlich vorgestellt wurden, teil. Darüber hinaus Mitglieder des RFJ, darunter auch Johann Gudenus. Auch FPÖ-Anhänger aus anderen Bundesländern fanden sich mit Österreichfahnen am Vereinsplatz ein. Insgesamt waren es ungefähr 150 Leute.
Vorwärts: Wie waren die Reaktionen seitens der Vereinsmitglieder?
Margarita: Ich kann nur für die Frauenmannschaft sprechen, aber drei Mitglieder des Teams haben sich geweigert, weiterzutrainieren. Wir haben uns mit LINKE- T-Shirts am Rande des Geschehens positioniert, beobachteten das Geschehen mit Grauen und diskutierten mit anderen Mitspielerinnen. Der Großteil der Mannschaft verstand unseren Standpunkt, wollten aber nicht mit uns dagegen protestieren. Das einzig positive an diesem Abend war ein Interview, das wir einem FM4-Reporter geben konnten. Wir stellten klar, dass diese Kundgebung nicht dem Willen aller Vereinsmitglieder entspricht. Martin Graf nahm sich somit das Recht, uns beim Training zu stören und uns seine Gesinnung aufzuzwingen.
Vorwärts: Blieb es bei dieser einen Aktion?
Margarita: Nein. Wir ärgerten uns an diesem Freitag furchtbar darüber, dass wir keine Gegenkundgebung organisiert haben und wollten dies beim folgenden Heimspiel nachholen und einen antirassistischen Fanblock organisieren. Leider gelang uns das nicht besonders gut und das hatte zur Folge, dass Martin Graf mehr Leute zu dem Spiel bringen konnte. Es waren großteils junge Männer, die am Spielfeldrand herumlungerten. Sie positionierten sich genau neben unseren Genossinnen. Besonders fielen sie durch frauenfeindliche "Anfeuerungsrufe" gegenüber beiden Teams auf. Nebenbei bemerkt war dies das erste Spiel der Frauenmannschaft, das Martin Graf besuchte.
Vorwärts: Was wollt ihr in Zukunft gegen Graf und seine Kumpanen unternehmen?
Margarita: Für uns ist er als Präsident untragbar. Bemerkenswert ist, dass Hellas Kagran Teil des SPÖ-nahen ASKÖ ist. Wir werden unter MitspielerInnen und Vereinsmitgliedern darüber informieren, wer Graf ist und warum er untragbar ist. Ziel ist einE antirassistische PräsidentIn.