Di 01.04.1997
Die KP Chinas kam 1949 an der Spitze der Volksbefreiungsarmee, die sich vor allem auf Bauern stützte, an die Macht. Sie führte einen entschlossenen Kampf gegen den japanischen Imperialismus und konnte gerade dadurch ihre Anhängerschaft unter der Landbevölkerung ausbauen. Die chinesische Bourgeoisie war unfähig, die drängendsten Probleme des chinesischen Volkes zu lösen - den Großgrundbesitz abzuschaffen, eine Landreform und China von der imperialistischen Unterdrückung und Beherrschung insbesondere durch Japan zu befreien.
Mao wollte die Revolution, gemäß der damals gültigen Doktrin Stalins, anfänglich auch auf diese - eigentlich „bürgerlichen“ - Aufgaben (Landreformetc.) beschränken. Doch ohne zentrale Planung war es unmöglich, im zerrütteten China wirtschaftliche Fortschritte zu erzielen. Ab 1953 setzte die Regierung auf beschleunigte Verstaatlichung der Industrie und Kollektivierung der Landwirtschaft.
Maos Regime hatte von Anfang an den Charakter einer bürokratischen Diktatur, es gab keinen Prozeß der Degenerierung der Revolution, wie in der frühen Sowjetunion. Die Abschaffung des Kapitalismus - selbst unter bürokratischen Vorzeichen - Anfang der 50er Jahre veränderte China zunächst positiv. Aus einem schwachen, zerissenen und extrem unterentwickelten Land, das durch Analphabetentum, Hunger, nationale Erniedrigung und eine brutale Unterdrückung der Frauen gekennzeichnet war, wurde ein Staat, der eine gewaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung durchmachte. In den ersten 30 Jahren nach der Revolution konnte die wirtschaftliche Produktion auf das 80fache gesteigert werden. Durch die medizinische Versorgung wurden Seuchen zurückgedrängt, die Säuglingssterblichkeit wurde auf unter 2 % gesenkt, die Lebenserwartung stieg von 40 Jahren (1945) auf 60 Jahre (Ende der 70er Jahre).
Trotz dieser gewaltigen Fortschritte war die Herrschaft einer stalinistischen, privilegierten Bürokratie ein relativer Hemmschuh für das Land. Alleine der von ihr betriebene Zick-Zackkurs kostete eine ungeheure Zahl an Menschenleben und Ressourcen. Wahnsinnsprojekte wie der „große Sprung nach vorne“ oder die Kulturrevolution brachten das Land nahe an den Zusammenbruch. Beim „großen Sprung nach vorne“ sollten die Massen „aufgerüttelt werden wie noch nie“, um in drei Jahren harten Kampfes eine gewaltige Steigerung der Produktion zu erzielen. In jedem Hinterhof wurden kleine Hochöfen zur Eisengewinnung errichtet. Durch irrsinnig überhöhte Planziele mußte das Projekt als Fehlschlag abgebrochen werden. Damals verhungerten Millionen Chinesen.
Danach wurden wirtschaftliche Liberalisierungen eingeleitet, denen 1966 mit der „großen proletarischen Kulturrevolution“ ein jähes Ende gemacht wurde. In einem Machtkampf in der Bürokratie entfachte Mao eine „Volksbewegung gegen kapitalistische Tendenzen“, die sich in Wirklichkeit gegen seine Rivalen in der Partei richtete. Die 22 Millionen starken roten Garden sollten die krassesten bürokratischen Auswüchse bekämpfen. Diesem Jahre andauernde Kampf fielen zehn Millionen Menschen zu Opfer. Nach Maos Tod 1976 setzte sich im innerparteilichen Machtkampf der zuvor schon verstoßene und rehabilitierte Deng durch, der nach der Kulturrevolution auf Liberalisierung und Öffnung Richtung Westen setzte.