Di 06.09.2022
Viele fragen sich momentan, warum dieser Krieg begonnen hat und wie wir ihn beenden können - die Antworten auf diese Fragen werden beim Betrachten der zugrundeliegenden gesellschaftlichen Systeme plötzlich viel deutlicher.
Kapitalist*innen und kapitalistische Staaten stehen im erbarmungslosen Konkurrenzkampf untereinander um Macht und Märkte. Dieser Kampf geht in keinster Weise friedlich vor sich. Auch diesmal können wir erkennen, dass die wahren Gründe des Kriegs in der Einforderung des unumgänglichen Wachstums des Kapitals liegen. Dieses Wachstum war in bzw. für Russland sowie andere imperialistische Mächte immer weniger möglich, weshalb eine, zynisch gesagt, “Sicherung” von Einflusssphären notwendig wurde.
Kapitalistische Konkurrenz und imperialistische Kriege bedeuten für die Arbeiter*innenklasse letzten Endes nur Ausbeutung und Unterdrückung. Die imperialistischen Interessen der Großmächte, aber auch die Profitinteressen der ukrainischen Oligarch*innenklassen, waren vor dem Krieg wichtiger als die Bedürfnisse der ukrainischen und russischen Arbeiter*innenklasse und werden es auch danach wieder sein.
Das bedeutet: Selbst wenn die ukrainische Regierung/Armee siegt, ist es nur ein halber Sieg, denn auch dann wären die Leben vieler Ukrainer*innen weiterhin nicht “frei”, sondern eben abhängig von den Entscheidungen ukrainischer, europäischer oder amerikanischer Kapitalist*innen. Verstärkt gilt Gleiches bei einem Sieg Russlands mit russischen oder chinesischen Kapitalist*innen.
Marx & Engels erkannten bereits früh, dass die wahren Grenzen in dieser Gesellschaft nicht zwischen Nationen oder verfeindeten Kapitalfraktionen verlaufen, sondern zwischen der Kapitalist*innen- und der Arbeiter*innenklasse. Diese Erkenntnis bringt uns sehr viel näher zur Antwort auf die Frage des Endes des Kriegs. Sie liegt im Aufbau einer von den kapitalistischen Kriegsparteien unabhängigen politischen Kraft der internationalen Arbeiter*innenklasse. Engels schrieb dazu: “die Politik, auf die es ankommt, muss eine proletarische Politik sein; die Arbeiterpartei darf sich nicht als Schwanz irgendwelcher Bourgeoisparteien, sondern muss sich vielmehr als unabhängige Partei konstituieren, die ihr eignes Ziel, ihre eigne Politik hat.” (Engels: Über die die politische Aktion der Arbeiterklasse)
Dies bezeichnen Sozialist*innen als proletarischen Klassenstandpunkt. Die Befreiung der Arbeiter*innenklasse kann nur als international geführter Kampf gelingen. Wir müssen nicht nur unsere Solidarität gegen den Krieg kundtun, sondern diese auch durch Taten und Anstrengungen gegen die hiesige Obrigkeit untermauern, indem wir eine internationale proletarische Antikriegsbewegung aufbauen, die sich v.a. auch gegen die jeweils “eigene” herrschende Klasse richtet. Die Kosten dieses Krieges werden auf uns genauso zurückfallen, sollten wir dies nicht tun!
Zum Weiterlesen:
Der grundlegendste Text zur Frage eines unabhängigen proletarischen Klassenstandpunktes bleibt das Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem Jahr 1848. Bestellen unter: slp@slp.at