Fr 26.11.2021
Am diesjährigen 25.11. fanden wieder international große Proteste gegen Gewalt an Frauen statt: So u.a. in Lateinamerika, Belgien, Frankreich, im spanischen Staat und in der Türkei, wo die Demonstrat*innen mit massiver Polizeigewalt konfrontiert waren. In Österreich war dieser Tag bis vor wenigen Jahren außerhalb der linken Szene noch kaum bekannt, mittlerweile ist das Thema in den Schlagzeilen von ORF & Co, Gewerkschaften wie die ProGe äußern sich. Das alles drückt die zunehmende Stimmung in der Bevölkerung und unter Jugendlichen aus, dass etwas gegen Gewalt und Femizide getan werden muss.
ROSA organisierte Proteste
ROSA in Österreich hat in Wien, Linz und Graz Proteste organisiert und sich an Demonstrationen beteiligt. In den vergangenen Tagen haben sich Frauenmorde dramatisch gehäuft, zuletzt am Abend des 25.11. in Innsbruck. Wir haben als ROSA in den vergangenen Wochen für die Protestaktionen stark mobilisiert: An Schulen, in Nachbarschaften und mit Aktionen und Kundgebungen auf der Straße. Wir haben betont, dass es im Kampf gegen Gewalt an Frauen keinen Verlass auf die Regierung und auf die etablierten Parteien geben kann. Die vergießen gerne Krokodilstränen, sind aber nicht bereit, die notwendigen Gelder für Frauenhäuser, Gewaltschutz, Bildung, Gesundheit, Pflege und Soziales auszugeben. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns selbst organisieren und eine sozialistisch-feministische Bewegung aufbauen, die jede Form von Gewalt an Frauen und die Ursachen dahinter zurückdrängen kann.
Laute Demo in Linz
In Linz hat das Bündnis "Do it Yourself Frauentag Linz" eine sehr kämpferische Demonstration mit über 100 Teilnehmer*innen organisiert, viele davon Jugendliche und Schüler*innen die zum ersten Mal auf einer Demonstration waren. Eine Teilnehmerin hat die Dringlichkeit einer Bewegung gegen Gewalt an Frauen formuliert mit: "Es ist als wären wir machtlos gegen diese Femizide, deshalb musste ich diesmal auf die Straße kommen". Im Aufruf der Demonstration standen konkrete Forderungen wie die nach 228 Millionen für Gewaltschutz sofort, kostenloser, flächendeckende Kinderbetreuung und höhere Löhne in frauendominierten Branchen im Zentrum. Für uns ist der Kampf gegen Sexismus und Gewalt untrennbar verbunden mit den Protesten die wir in den vergangenen Monaten in frauendominierten Branchen gesehen haben (Pflege, Elementarpädagog*innen, Bildungsbereich).
Klassenkampf gegen Gewalt an Frauen
Deshalb hat ROSA auch im Vorfeld des 25.11. eine Online Diskussionsveranstaltung unter dem Motto "Klassenkampf gegen Gewalt an Frauen" organisiert, wo rund 20 Teilnehmer*innen sich über diese Proteste und wie wir die Kämpfe zusammenführen können ausgetauscht haben. Es ging in der Diskussion auch stark darum, wie wir durch Vernetzung und Organisierung von Kolleg*innen an der Basis Druck auf die Gewerkschaftsführungen aufbauen können, damit sie weitergehendere Kampfmaßnahmen und Streiks organisieren. Streiks werden nicht nur notwendig sein, um z.B. mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen in den Spitälern zu erkämpfen, sondern auch im Kampf gegen Gewalt an Frauen. Ein beeindruckendes Beispiel sind die Walk Outs bei McDonalds gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und der Streik bei Mercedes im Baskenland von 3.500 Beschäftigten, nachdem eine Kollegin ermordet wurde.
Gewerkschaften: Aktiv werden! Presseaussendungen reichen nicht!
ROSA setzt sich für eine gewerkschaftliche Offensive gegen Gewalt an Frauen ein. Unter anderem haben wir dementsprechende Anträge bei der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA eingebracht mit dem Vorschlag, echte Streiks am 8. März für Frauenrechte zu organisieren. Denn aus unserer Sicht sind es nur Beschäftigte, Arbeiter*innen, Jugendliche und alle die von Unterdrückung betroffen sind, die unabhängig von ihrem Geschlecht ein Interesse daran haben Gewalt, Sexismus, Rollenbilder usw. wirklich zu bekämpfen.
In die Bezirke gehen
In Wien hat ROSA eine Kundgebung am Handelskai in Wien 20 organisiert und damit an vergangene Aktionen nach dem Bierwirt-Mord in einem Gemeindebau in der Nähe angeknüpft. Die positiven Reaktionen von Passant*innen waren sehr bezeichnend, viele haben sich in unsere Kontaktlisten eingetragen. In Reden haben wir den Versuch der Regierung, Gewalt an Frauen rassistisch zu instrumentalisieren angeprangert und Aktivist*innen haben von persönlichen Erfahrungen mit Sexismus und Übergriffen berichtet. Die Kundgebung wurde getragen und organisiert von Aktivist*innen die erst seit kurzer Zeit Teil von ROSA sind, darauf werden wir in den nächsten Monaten aufbauen.
Graz: Menschenkette für Pflege muss der nächste Schritt sein
In Graz haben ROSA- und SLP-Aktivist*innen sich an einer Demonstration vom F*Streik Bündnis beteiligt und in einer Rede für die Menschenkette für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege am 17. Dezember vor dem Landtag mobilisiert. Auch hier haben wir eine große Offenheit für sozialistische Ideen erlebt und das Bedürfnis, sich zu vernetzen und langfristig zu organisieren, um Frauenunterdrückung zu beenden.
Das System ist schuldig - werde Teil des Kampfes dagegen!
Insgesamt haben wir mit unserem Programm und unserem Material sehr stark betont, dass das ganze System schuldig ist: Gewalt ist kein individuelles Phänomen - es wird von der kapitalistischen Gesellschaft, die auf die besondere Ausbeutung von Frauen aus der Arbeiter*innenklasse angewiesen ist, überall reproduziert. Im Kapitalismus wird es kein Ende der Ausbeutung und kein Ende der Gewalt geben - deswegen kämpfen wir als ROSA für eine grundlegend andere, eine sozialistische Welt und sind dafür auch international organisiert. Wir rufen alle dazu auf, sich uns anzuschließen und Teil von ROSA zu werden: Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten unsere Kampagne rund um den 8. März 2022 vorbereiten.
Unsere nächsten Online Treffen sind
- Montag, 29.November um 18:30 zur Rolle des Staates und der Polizei im Kampf gegen Gewalt an Frauen
- Dienstag, 7. Dezember um 18:00 wo wir den 25. November bilanzieren und unsere Pläne für nächstes Jahr besprechen werden!