Kalter Winter, heißer Herbst?

Peter Hauer

Die Preise für Strom und Gas sind stark gestiegen. Der Großhandelspreis für Strom hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn verdoppelt. Auch für Konsument*innen wird es ein teurer Winter. Mit dieser Teuerung hängt auch die Inflation zusammen und Haupttreiber der Inflation sind im Moment Mieten, Energie und Wasser. Die Corona-Pandemie spielt aufgrund der lockeren Maßnahmen kaum eine Rolle mehr.

Die Inflation stieg im September gegenüber dem Vorjahr um 3,2 %, Tendenz steigend. Die Arbeiter*innenklasse trifft vor allem die Steigerung der Preise im Mini- bzw. Mikrowarenkorb. Beim Miniwarenkorb (welcher wesentlich detailreicher die täglichen Kosten beschreibt) liegt die Teuerung gegenüber dem Vorjahr bei 6.5%. Dazu kommt noch die Steuerreform, die Menschen mit niedrigen Einkommen und Mieter*innen benachteiligt und die gesamte wirtschaftliche Entwicklung. Die Österreichische Nationalbank hat zwar eine positive wirtschaftliche Analyse und analysiert, dass die Wirtschaft bald wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat, die Auftragsbücher sind gerade in der Industrie voll. Gleichzeitig geht das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo davon aus, dass 2021 und 2022 (schon wieder) Reallohnverluste bringen werden.

Von der wirtschaftlichen Erholung der Kapitalist*innen will der ÖGB nun etwas zur Arbeiter*innenklasse umverteilen. Metaller-Chef Wimmer spricht von einer „horrend hohen Inflation“ und die Gewerkschaft steigt auch deswegen mit einer Forderung von +4,5% für die Kollektivverträge ein. Beim letzten Abschluss von 1,45% war man „sehr moderat“ und habe nur die Inflation abgegolten. Jetzt gibt sich die Gewerkschaft kämpferisch und will ihr Stück vom Kuchen holen. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen sehen wir das Säbelrasseln skeptisch. Gerade während der Pandemie verkaufte die Gewerkschaft Einmal-Corona-Prämien als Erfolg. In Kombination mit der geringen Lohnerhöhung sind diese 1x Zahlungen 2-fache Politik im Sinne der Kapitalist*innen. 1. im Auszahlungsjahr wirken sie gewinn- und damit steuermindernd für die Firma. 2. Langfristig führen sie zu niedrigeren Löhnen. Die 4,5%-Forderung ist bei näherem Hinschauen also eigentlich wieder moderat...

 

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