Mi 27.01.2016
Seit Anfang des Jahres gilt die „Registrierkassenpflicht“. Zu jedem Cafe oder Mittagessen sollte es jetzt einen Kassabon geben. Die Gastronomie schäumt, das würde den Tod vieler Betriebe bedeuten. Im Wesentlichen geht es darum, die im Gastgewerbe weit verbreitete Praxis der umfangreichen Steuerhinterziehung (30% und mehr) zu reduzieren. Auch bei der – für die Betriebe steuer- und sozialversicherungsschonenden - Schwarzarbeit ist die Gastronomie einsame Spitze. Da die neuen Kassen nicht nur mit 200.- gefördert, sondern auch von der Steuer abgeschrieben werden können richtet sich die Aufregung v.a. dagegen, dass nun „normal“ Steuern bezahlt werden muss. Zum Vergleich: Unselbstständig Erwerbstätige haben gar nicht die Chance, Steuern zu hinterziehen. Das können nur Selbstständige/Unternehmen!
Bemerkenswert ist, dass die Gastronomie die Beschäftigten als Opfer der Registrierkassenpflicht darstellt. Tatsächlich sind die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie eine Katastrophe. Ein Stundenlohn von rund acht Euro, Nacht- und Wochenendarbeit sind die Regel. Den ganzen Tag auf den Beinen, Stress und für Frauen sexuelle Belästigung in großem Umfang. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten ist mit dem Einkommen unzufrieden. Verantwortlich dafür sind die UnternehmerInnen die wohl auch froh darüber sind, dass grad mal 19% der Betriebe einen Betriebsrat haben. Sie fordern noch mehr „Flexibilität“ bei der Arbeitszeit (also Arbeit auf Abruf).
Gerade jetzt ist es wichtig klar zu machen, dass eventuelle Mehrarbeit durch mehr Personal bzw. mehr Gehalt abgeglichen werden muss. Wenn Unternehmen behaupten, sie „müssten“ nun weniger bezahlen bzw. die Beschäftigten noch mehr auspressen, dann müssen die gesamten Firmenunterlagen von Beschäftigten und GewerkschaftsvertreterInnen untersucht werden um zu sehen, wo das Geld geblieben ist. Nicht Beschäftigte & Chefs gegen das Finanzamt, sondern Beschäftigte & Gewerkschaft gegen Ausbeutung – das muss die Devise sein!