Do 09.08.2018
Am 8. August rief Nicht Mit Mir zu einer Solidaritätskundgebung mit der Bewegung für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen auf. Zahlreiche Menschen – unter anderen viele ArgentinierInnen – antworteten begeistert auf unsere Initiative und versammelten sich mit ihrem grünen pañuelo (ein Tuch, das Symbol der Bewegung) vor der argentinischen Botschaft im 1. Wiener Gemeindebezirk. Neben Nicht Mit Mir Aktivistinnen wandten sich auch argentinische Feministinnen mit motivierenden Reden an das Publikum.
Anlass war die Abstimmung im Senat Argentiniens über einen Gesetzesentwurf der Campaña Nacional por el Derecho del Aborto Legal, Seguro y Gratuito (Nationale Kampagne für das Recht auf legale, sichere und kostenfreie Abtreibung), der bereits im Kongress am 13. Juni mit einer knappen Mehrheit angenommen wurde. Die Abstimmung, die um Mitternacht Ortszeit (5:00 Uhr morgens österreichische Zeit) beendet war, fiel leider in einer knappen Mehrheit (38 zu 31) dagegen aus. Der Kampf geht jedoch weiter. Es ist nicht das erste Mal, dass die Campaña Nacional einen dementsprechenden Gesetzesentwurf vorgebracht hat. Genau genommen war es der 7. innerhalb der letzten 15 Jahren. Und es wird auch sicherlich nicht der letzte sein. Denn hinter dem Gesetz steht eine Massenbewegung, die viel internationale Solidarität – wie sich in den weltweiten Protestaktionen (Brasilien, USA, Costa Rica, Spanien, Deutschland, Irland, Österreich – um nur ein paar zu nennen) gezeigt hat.
Bereits 2015 erhielt Argentinien internationale Aufmerksamkeit wegen einer Bewegung, die sich Ni Una Menos nannte. Übersetzt mit „Keine weniger“ richtet(e) sie sich gegen Frauenmorde – sogenannten feminicidios. Abtreibung unter illegalen und unsicheren Verhältnissen ist dabei ein Aspekt dieses Phänomens. So haben die massenhaften Demonstrationen von Ni Una Menos die öffentliche Aufmerksamkeit auf Frauenrechte gelenkt, die sich in den aktuellen Kampf für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs übersetzten, die eine breite Mehrheit der argentinischen Bevölkerung unterstützt. Wie eine bekannte argentinische Autorin, Claudia Piñero, schreibt, ist der Kampf durch den negativen Ausgang der Abstimmung im Senat nicht verloren. Der Kampf hat bereits viel erreicht – Frauen können jetzt offener über eigene Abtreibungen und den damit einhergehenden Problemen reden etc. – und er geht weiter, bis jeder Frau das Recht zugestanden wird, über ihren eigenen Körper zu bestimmen.
Nicht Mit Mir setzt sich auch in Österreich für eben jenes Recht ein. So sind auch hierzulande die AbtreibungsgegnerInnen auf Vormarsch. Daher rufen wir am Montag, den 13. August um 19:00 zum ersten Vernetzungstreffen: Aktiv werden gegen AbtreibungsgegnerInnen auf. Denn der Kampf für Frauenrechte ist kein isolierter, sondern eine internationaler!
Wie man uns gestern vor der argentinischen Botschaft und später vor dem Stephansdom singen hören konnte, wohin wir für Fotos übersiedelt sind, um den internationalen Charakter der Bewegung besser unterschreien zu können:
Ahora que estamos todas Jetzt da wir alles sind
Ahora que sí nos ven Jetzt sehen sie uns doch
Abajo el patriarcado, Se va a caer Nieder mit dem Patriarchat, es wird zerbröckeln
Arriba el feminismo, que va a vencer! Hoch mit dem Feminismus, denn er wird siegen!