Do 03.08.2006
Die Stromversorgungsgesellschaften sind in Venezuela privatisiert. Eine der größten Gesellschaften ist Cadafé, die fünf Verteilerzentren hat und 14.000 Menschen beschäftigt. Im Elektrizitätssektor hat es in der Vergangenheit - auch unter der Chávez-Regierung - einen chronischen Mangel an Investitionen gegeben
Die Gewerkschaft Fetraelec hat ihre Mitglieder über eine Streikaktion zum Abschluss eines neuen Kollektivvertrages über Löhne, Prämien und Arbeitsplatzsicherheit abstimmen lassen. Der letzte Kollektivvertrag war vor mehr als einem Jahr ausgelaufen. Seitdem hat das Management der Gesellschaft die Unterzeichnung eines neuen Abkommens verschleppt.
Bezeichnenderweise ist der Vorsitzende der Gesellschaft, Nervis Villalobos, auch Vize-Energieminister in der Chávez-Regierung. Der selbe Nervis Villalobos forderte gestern alle pensionierten technischen Angestellten und arbeitslosen TechnikerInnen auf, ins Personalbüro der Gesellschaft zu kommen. Auf diese Art wollen sie eine ArbeiterInnenreserve gegen den bevorstehenden Streik bilden.
Villalobos forderte auch die ArbeiterInnen auf, keinen Streik oder Demonstration durchzuführen, was „die finanzielle Situation der Gesellschaft verschlechtern würde“. Die offizielle Haltung der Chávez-Partei und der Bürokratie ist, dass sie im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Dezember keine Streiks, Demonstrationen oder andere Formen von Arbeitskämpfen wollen. Das ist nebenbei bemerkt einer der Gründe, der von der Mehrheit der UNT-Führung angeführt wird, warum sie momentan keine Leitungswahlen in der Gewerkschaft durchführen.
So ist auch die Reaktion der Gewerkschaftsführung sehr weich. Der Vorsitzende von Fetraelec, Angel Navas, bemerkte, dass der Vorschlag der Gesellschaft bei den ArbeiterInnen nicht gut ankommen wird. Das ist das letzte, das man sagen kann, wenn ein Vizepräsident einer angeblich „sozialistischen“ Regierung unverhüllt dazu auffordert, Streikbrecher zu organisieren und einen ArbeiterInnenstreik niederzuschlagen. Wahrscheinlich müssen wir in Rechnung stellen, dass Angel Navas neben seinem Job als Vorsitzender der Gewerkschaft einen verantwortungsvolleren als gewähltes Parlamentsmitglied für die MVR, der Chávez-Partei, ausübt.
Für die ArbeiterInnenklasse und ihre Organisation ist die Denunzierung der Organisierung von Streikbrechern und die Unterstützung des Arbeitskampfes der Cadafé-ArbeiterInnen dringend notwendig. Die ArbeiterInnenbewegung muss sich in Verteidigung ihrer Klasseninteressen unabhängig organisieren, die Verstaatlichung der Elektrizitätsgesellschaften unter ArbeiterInnenkontrolle und -verwaltung fordern und seine Kraft für den Kampf um einen echten Sozialismus einsetzen.