Di 01.04.1997
Die Bundesregierung hat beschlossen, Sonntagsarbeit kollektivvertraglich zuzulassen, „wenn dies zur Verhinderung eines wirtschaftlichen Nachteils sowie zur Sicherung der Beschäftigung erforderlich ist“. Somit wird der 1855 erkämpfte freie Sonntag abgeschafft. Denn eine „Begründung“ ist bald herbeigezaubert. Ein Standortnachteil ist schon konstruiert, wenn irgendwer in der EU am Sonntag eine Semmel bäckt, wenn irgendwo ein Geschäft geöffnet ist. Schon machen Opel in Aspang und Phillips Investitionen bzw. die Produktion von der Sonntagsarbeit abhängig. Der Erpressung durch die Konzerne sind Tür und Tor geöffnet. Schon heute arbeiten viele Menschen - vor allem Frauen - am Sonntag, aber das ist den Unternehmern noch nicht genug.
Gewerkschafts- und SPÖ-Führung verkaufen die Regelung als Erfolg. Denn die Hauptsache ist, daß eine diesbezügliche Maßnahme durch KV erfolgt. Klar, wir sind auch gegen die ständigen Ausnahmen, die den KV aushölen. Eine kollektivvertragliche Regelung ist allerdings nur dann von Vorteil, wenn dadurch Verschlechterungen tatsächlich verhindert werden. Sonst dienen sie nur dazu, daß die Gewerkschaft die Schweinereien der Unternehmer mitbeschließt. Und diese “Einigung” ist zweifellos ein Rückschrittt.