Schwacher Metallerabschluss mit gefährlichem doppelten Boden

Sonja Grusch

Am Mittwoch den 28.10. haben die Verhandlungen im Metallbereich haben einen Abschluss gebracht. Die Gewerkschaftsführung feiert ihn - doch das wirkt schon sehr nach Zweckoptimismus. Die vereinbarten Lohnerhöhungen, gütlig ab 1.11.2015 für ein Jahr,  liegen bei 1,5%. Das mag aktuell, gemessen an der offiziellen Inflation, eine Reallohnerhöhung sein. Doch erstens ist die Teuerung für Güter des täglichen Bedarfes weit höher (z.B. liegen die Preissteigerungen bei Wohnen weit darüber). Und zweitens wird erwartet, dass die Teuerung 2016 weit höher liegen wird. Je nach Institut wird für 2016 (für das gilt der Abschluss zu 10/12 gilt) die Inflation bei 1,7 (Statistik Austria) über 1,8 % (IHS) bis zu 1,9 % (OENB) angenommen.

Ein weiteres Element der Verhandlungen sind die Arbeitszeitregelungen. Wir erinnern uns: die Unternehmervertretung wollte die Verhandlungen platzen lassen, um die 6. Urlaubswoche aus den Regierungsverhandlungen wegzuputschen. Die Gewerkschaft hatte dagegen mobilisiert. Nun hat sie einer Überstundenregelung mit einem Durchrechnungszeitraum von 1 Jahr zugesetimmt in der die ersten 60 Überstunden völlig zuschlagsfrei für die Unternehmen sind. Lange hatte die Gewerkschaft lange Durchrechnungszeiträume zu Recht kritisiert, nun stimmt sie diesen selbst zu. Als Verbesserung wird der 31. Dezember künftig arbeitsfrei sein, in wievielen Betriebe an dem Tag aber bisher gearbeitet wurde ist eine andere Frage. Besonders abgefeiert wird von Seiten der Gewerkschaft die ausgehandelte "Freizeitoption" bei der statt der Lohnerhöhung auch zusätzliche Urlaubstage genommen werden können. Vorausgesetzt es liegt eine "Überzahlung" vor, also der/die Beschäftigte verdient über dem Kollektivvertrag und vorausgesetzt man kann es sich leisten die ohnehin geringe Lohnerhöhung gegen magere 27 Stunden zusätzlichen Urlaub zu tauschen. Wenn die Wirtschaftskammer erklärt die Arbeitszeitregelung "bringe frischen Wind in die Gestaltung der betrieblichen Arbeitszeiten" dann klingeln alle Alarmglocken. In der Mitgliedschaft wird das Ergebnis ohne Begeisterung aufgenommen. Schon bei der BetriebsrätInnenkonferenz haben viele KollegInnen sich für eine härtere Gangart der Gewerkschaften ausgesprochen. Nur die Gewerkschaftsführung hört die Signale nicht, weil sie in die dicke Watte ihrer Privilegien schalldicht (und gut geschützt vor der eigenen Basis) eingepackt ist.