Di 25.11.2008
Anfang Dezember kommen sie wieder. Der eine will Kinder mit der Rute bestrafen, die "nicht brav" waren. Der andere stopft sie mit Süßem voll - angeblich um sie zu belohnen. Beide sind, hören wir auf bürgerliche PolitikerInnen, Teil unserer "christlich-abendländischen Kultur". Genauso wie Kreuze, die nach Wunsch derselben PolitikerInnen in allen Schulen und Kindergärten hängen sollen.
Wir können uns darauf vorbereiten, dass FPÖ & Co anlässlich von Krampus und Nikolo, so die Namen der zwei Herren, wieder zu einem empörten Aufschrei gegen die öffentlichen Bildungseinrichtungen und insbesondere gegen muslimische MitbürgerInnen ansetzen werden. Dazu möchte ich mit aller Klarheit sagen: ich bin nicht moslemisch. Ich bin überhaupt nicht religiös. Ich finde vieles "unserer christlich-abendländischen Tradition" entbehrlich und ablehnenswert: so z.B. den Antisemitismus, die jahrhundertelange und noch immer bestehende Frauenunterdrückung ("schwaches Geschlecht"), die bigotte Haltung gegenüber Sexualität und deren zwanghafte Normierung, den Zwang einen Fehler zum allseitigen Unbehagen bis zum Tot fortzusetzen ("bis das der Tot euch scheidet"), die Hexenverfolgung, die Segnung von Kriegen, Waffen und Heeren und, und, und…
In meiner Schulzeit haben mich die Kreuze in den Klassenzimmern ziemlich gestört. Religion ist Privatsache und hat daher in öffentlichen Einrichtungen nichts zu suchen. Ich will nicht Davidsterne, Halbmonde, Buddhas etc. neben Kreuzen sehen, sondern gar nichts davon in Schulen, Ämtern, Kindergärten, Universitäten. Wer sich das um den Hals oder in der Wohnung aufhängen will, gerne, dort gehört's gegebenenfalls auch hin.
Religiöse Symbole, haben in öffentlichen Bildungseinrichtungen nichts zu suchen. Politisch zu Recht der Aufschrei über die Werbung von Scientology an Schulen, aber wo bleibt jener, über die Werbung für die etablierten Religionen?
Zu Krampus und Nikolo sei darüber hinaus angemerkt: sie transportieren ein reaktionäres Erziehungskonzept. Die Rute des Krampus wird leider in viel zu vielen Familien ganzjährig noch eingesetzt.