Fr 01.07.2005
Wie jedes Jahr beginnen im Juli wieder die Salzburger Festspiele. Zwar würde nie jemand an der hohen künstlerischen Qualität der Veranstaltungen zweifeln, doch für wen ist die hohe Salzburger Kunst? Karten für das große Festspielhaus (Cosi fan Tutte) sind nicht unter 210 Euro zu erhalten! Für die “Geschichten aus dem Wienerwald” im Landestheater legt der/die BesucherIn 120 Euro ab. Für diverse Aufführungen werden zwar auch billigere Karten (etwa 50 Euro) abgegeben, nur der/die weniger begüterte BesucherIn muss dann hinter Säulen oder sonst wo sitzen, wo Theater zum Hörspiel wird, weil man die Bühne nicht sehen kann.
Wird Kultur zu einem Privileg für Eliten? Nun, parallel zu den Festspielen steigen die ohnehin schon extrem hohen Preise für Essen im Restaurant und für Hotelzimmer (Salzburg hat die höchsten Lebenserhaltungskosten Österreichs) um bis zu 50 % an. Die Gäste kommen aus der ganzen Welt – viele mit ihren Privatjets. Der größte Teil der Menschen kann sich solchen Luxus nicht leisten, außer sie wollen den “Jedermann” nur sterben hören, weil auch bei diesem “Volksstück” sind gute Karten fast unbezahlbar.
Jeden Sommer veranstaltet der Bürgermeister der Stadt Salzburg (Heinz Schaden – SPÖ) anlässlich der Festspiele ein großes Fest im Schloss Mirabell, bei dem die Granden aus Kultur, Politik und Wirtschaft eingeladen sind. Dazu kommen handverlesene Festspielgäste, die ihres Zeichens auch nicht gerade zur sozialen Unterschicht zählen. Dieses Fest, dem sogar Jedermanns legendäres Festmahl nach steht, wird aus Steuergeldern bezahlt. Den reichsten der Reichen werden Champagner und Kaviar gereicht. Dafür müssen die “einfachen” Menschen bezahlen, für die der Preis von zwei guten Festspielkarten oft ein Monatsgehalt übersteigt.
Die Arroganz und die Intoleranz, mit der die Salzburger Stadtregierung gegen all jene vorgeht, die nicht in das Schema des bourgeoisen Festspielgastes passen ist unglaublich. Für die Dauer der Festspiele wird ein Auftrittsverbot für StraßenmusikerInnen etc. erlassen, denen damit ihre Einnahmequelle für etwa zwei Monate genommen wird. Vor zwei Jahren wurden am Eröffnungstag der Festspiele in aller Früh von der Polizei alle Obdachlosen in der Innenstadt eingesammelt und viele Kilometer hinaus aufs Land transportiert. Dort wurden sie dann wenig sanft abgeladen. Die Polizeiautos machten kehrt und bis die Obdachlosen wieder in der Stadt waren, war der größte Teil der wichtigen Gäste schon wieder abgereist. Dieses brutale Vorgehen gegen Menschen, die das verlogene bürgerliche Scheinbild der Stadt stören könnten führte zu einem Aufschrei in den Lokalmedien und wurde deshalb angeblich nicht wiederholt. Trotzdem geht die Polizei im Festspielsommer besonders repressiv gegen Obdachlose, BettlerInnen und alle anderen vor, die das schöne Bild trüben könnten.