Salzburg: Mahnwache gegen religiösen Fundamentalismus und Rechtsextremismus

Lukas Kastner

Am Donnerstag, den 08.01.2015, sammelten sich um 19:30 vor dem französischen Honorarkonsulat in Salzburg rund 200 Menschen, um der Opfer des Anschlages auf Charlie Hebdo zu gedenken. Das Satiremagazin aus Frankreich wurde am Mittwoch den 07.01.2015 Schauplatz eines brutalen Terroranschlags, welcher 12 Todesopfer forderte (siehe: https://www.slp.at/artikel/t%C3%B6dlicher-angriff-auf-die-zeitschrift-charlie-hebdo-6280) Die Plattform Salzburg gegen Rechts, welcher auch die SLP angehört, reagierte damit unter anderem auf eine Kundgebung der rechtsextremen Identitären, welche für 20:30 eine Pseudogedenkveranstaltung ankündigten. Wie auch einen Tag zuvor in Graz versuchten sie, die berechtigte Wut vieler Menschen für ihre fremdenfeindliche, anti-muslimische Hetze zu missbrauchen.

Bei den Identitären handelt es nicht einfach um betroffene BürgerInnen, sondern um eine rassistische Gruppe mit engen Kontakten zur Neonazisezene, der FPÖ und deutschnationalen Burschenschaften. Ihre Idealvorstellung von Europa ist die eines völkisch reinen Kontinents. Dabei richtet sich ihre rassistische Propaganda besonders gegen Muslime und Muslima. Ihre Veranstaltung stellte nur einen abscheulichen Versuch dar, diese ekelhafte Propaganda salonfähig zu machen. Dieser Aktion galt es, entschieden entgegenzutreten.

Die Leitung der antifaschistischen „Mahnwache“ löste die Veranstaltung jedoch bei Eintreffen eines Häufchens von rund 10 Identitären – darunter FPÖ Gemeinderat Andreas Reindl - auf. Doch einige AntifaschistInnen – darunter die SLP - blieben und verwehrten den Rechtsextremen, sich direkt vor dem Honorarkonsulat zu versammeln. Auf die Frage, warum der anderen Veranstaltung nicht ebenfalls Platz gelassen werde, antworteten die AktivistInnen: „Wir stellen uns gegen jede Form von rassistischer Hetze und Ausgrenzung, wie sie von Identitären betrieben wird!“ Dies war ein wichtiger Schritt, um den Missbrauch der Opfer durch die Identitären zu bekämpfen. Wäre nicht ein Teil der TeilnehmerInnen zu diesem Zeitpunkt bereits gegangen, wäre es eventuell möglich gewesen, den rechtsextremen Haufen gänzlich zu vertreiben.

Die Mahnwache der Plattform Salzburg gegen Rechts war ein wichtiges Zeichen, hatte jedoch in erster Linie zum Ziel, Betroffenheit mit den Opfern des Anschlages auszudrücken. Konkrete Schritte für den Kampf gegen religiösen Fundamentalismus wurden kaum formuliert. Der Widerstand gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Sozialabbau können solche Schritte sein. Soziale Perspektivlosigkeit und rassistische Ausgrenzung sind die Gründe, weshalb Menschen in die Arme von religiösen Fundamentalisten getrieben werden. Nur durch gemeinsamen Widerstand von In- und AusländerInnen gegen Sparmaßnahmen und Kürzungswahn kann religiösem Fundamentalismus der Boden unter den Füßen entzogen werden.