So 09.03.2008
Das südamerikanische Land hat in den letzten Wochen eine Reihe von sozialen Bewegungen erlebt. Während eines Streiks der Bauern im Süden des Landes sind Mitte Februar vier DemonstrantInnen von der Polizei getötet worden. Der Flughafen der Touristen-Hochburg Cusco war mehrere Tage lahmgelegt.
Die Bauern protestieren mit Streiks und Straßenblockaden gegen die Ausweitung des Freihandelsabkommen APEC. Sie würden damit stärker der Konkurrenz der hochindustrialisierten Landwirtschaft der USA ausgesetzt und hätten Verluste zu befürchten. Sie fordern Schutzregelungen, eine Senkung der Düngemittelpreise und ein Gesetz zur Verteilung des Wassers.
Sie blockierten die Straßen in den Regionen Ayacucho, Cusco und weiteren Provinzen. Die Regierung verfügte die sofortige Räumung der Blockaden und setzte massive Polizeikräfte ein. In Ayacucho wurde scharf geschossen, zwei Bauern wurden getötet. In der Region Majes wurde die Menschenmenge mit Tränengas beschossen, ein Demonstrant stürzte in der einsetzenden Panik einen 200 m hohen Abhang hinunter.
Aus Schock über die Polizeigewalt wurde der Bauernstreik nach zwei Tagen ausgesetzt, die Koordinatoren der Proteste erklärten sich bereit, mit der Regierung zu reden.
In Cusco, der alten Hauptstadt der Inka und heutigen Tourismus-Hochburg Südamerikas, begann am 21. Februar ein zweitägiger Streik gegen die Privatisierung der antiken Inka-Stätten in und um die Stadt. Daran beteiligten sich Beschäftigte der tourististischen Kunsthandwerks, die Träger des Inka-Pfades, Teile des Verkehrssektors sowie LehrerInnen und Angestellte der Kommune und der Provinz Cusco.
Die Inka-Festung hoch über der Stadt, Sacsayuman, wurde für einige Stunden besetzt, dieser Protest wurde von der Polizei geduldet. In der Stadt selbst setzte die Polizei Tränengas ein und ging gegen Straßenblockaden vor. Den DemonstrantInnen gelang es durch Proteste am Zaun des Flughafens diesen für mehrere Tage lahmzulegen.
Begleitet wurde die polizeiliche Repression von einer massiven Medienkampagne. Die BäuerInnen und die ArbeiterInnen in Cusco wurden beschuldigt, das Land zu "erpressen", ihnen wurde vorgeworfen, den Tourismus kaputt zu machen.
Präsident Garcia von der ex-sozialdemokratischen Partei APRA sprach sogar von der "Rückkehr des Senderismo". Damit spielt er auf den "Sendero Luminoso" an, den "Leuchtenden Pfad", eine maoistische Guerilla-Organisation, die sich in den 80ern Jahren einen Krieg mit dem peruanischen Staat lieferte, bei dem in den andinen Hochland-Regionen bis zu 20.000 Menschen getötet wurden.
Der Vorwurf des "senderismo" wurde von sämtlichen Medien, auch den seriösen bürgerlichen Zeitungen, wiederholt. Offensichtlich wollen die Herrschenden in Peru umfangreiche Privatisierungen und eine verschärfte neoliberale Ausrichtung der Wirtschaft durchprügeln und schrecken nicht davor zurück, sämtliche Opposition dagegen in die Ecke des Terrorismus zu rücken.
Die peruanische Wirtschaft ist in den letzten Jahren stark gewachsen, für dieses Jahr wird ein Wachstum von 8 bis 9 Prozent erwartet. Vor allem die Tourismus-Branche wächst. Doch dieser Aufschwung kommt nicht bei der Masse der Bevölkerung an. So befindet sich z.B. der wichtigste Touristen-Magnet des Landes, die Inka-Stadt Machu Picchu, in Hand eines chilenischen Konzerns.
Das Wachstum in Peru führt zu einer verstärkten sozialen Polarisierung. Die Aktionen der BäuerInnen und der ArbeiterInnen von Cusco sind eine Notwehrmassnahme, um eine weitere Verschlechterung und einen weiteren Ausverkauf des Landes zu verhindern.