Di 24.04.2012
„Die Regierung ist mit der Abschaffung des öffentlichen Sektors und des Wohlfahrtsstaates zugunsten der Geldbeutel der Reichen gelangweilt. Deshalb wird sie eine neue Lotterie einführen, an der sich nur solche mit mehr als 40.000 Pfund Jahresgehalt beteiligen dürfen. Die GewinnerInnen dürfen sich einen Monat vor Beginn der olympischen Spiele an der Erschießung der Armen der Stadt beteiligen. Man will damit alle unwillkommenen Gestalten loswerden, die die Sicht auf die Spiele stören könnten.“
Das ist eine Satire aus dem Fußballfanzine „A Fine Lung“. Doch der Text hat einen wahren Kern. Olympia steht im Zeichen eines harten Sparpaketes und wird von staatlichen Machtspielen geprägt sein. 13.500 SoldatInnen und bis zu 49.000 Sicherheitsleute werden im Einsatz sein. Boden-Luft Raketen werden in Südlondon stationiert. Private Sicherheitsleute erhalten per Gesetz Polizeibefugnisse. Das Demonstrationsrecht wird eingeschränkt, das olympische Dorf durch 5.000 Volt starke Elektrozäune umrahmt. Manche Londoner Straßen werden zu VIP-Spuren umfunktioniert: Auf diesen dürfen während der Spiele nur registrierte SponsorInnen, PolitikerInnen und BürokratInnen fahren.
ArbeitnehmerInnenrechte werden bedroht. Auf der Olympia Baustelle verhindern die Bauunternehmen die Einstellung bekannter GewerkschafterInnen mit einer schwarzen Liste. Beschäftigte im Einzelhandel sollen sonntags länger arbeiten. Olympia kostet mindestens elf Milliarden Pfund (mehr als 13 Milliarden Euro). Gleichzeitig weigern sich Bus- und U-Bahnunternehmen, die für die Beschäftigten anfallenden Überstunden zu zahlen.
Die Transportarbeitergewerkschaften RMT und UNITE planen Streiks während der Spiele. UNITE Generalsekretär McLuskey rief dazu auf, die Spiele zum Widerstand gegen Sozialabbau zu nutzen. Die Regierung nannte ihn dafür „unpatriotisch“. Dem schloss sich auch Ed Miliband, Chef der sozialdemokratischen Labour Partei an. Doch die Beschäftigten sind kampfbereit. Reinigungskräfte in der Londoner U-Bahn konnten sich bereits einen 25%igen Olympiabonus erstreiken.