Netflix: Medienfreiheit vs. Profitlogik

Brettros

Im September expandierte der Video-Streaming-Anbieter Netflix in sechs europäische Märkte, darunter Österreich. Für einen Monatspreis, der billiger ist als eine DVD oder ein Kinobesuch, haben NutzerInnen nun unbegrenzten Zugang zu einem der größten Film- und Serienangebote der Welt.

Kein Wunder, dass sich viele darüber freuen: Ins Kino zu gehen wurde in den letzten Jahren konstant immer teurer, v.a. seit 3D. Dank Krise und Wirtschaftsflaute sind Kinobesuche für viele ArbeiterInnen, Arbeitslose und Jugendliche alles andere als günstig.

Mit über 50 Millionen NutzerInnen ist Netflix nun eines der mächtigsten Medienunternehmen der Welt. Die Expansion nach Europa, vor allem Deutschland und Frankreich, wird diesen Trend verstärken. Aber bringt die Ausbreitung von Netflix wirklich einen unbeschränkten Zugang zu Medien? Obwohl Netflix Zugang erleichtert, blockiert es aktiv jede Bedrohung seiner Profite. In den Monaten vor der Expansion gab es eine Welle von Attacken auf kostenlose Streamingseiten wie Movie4K. Netflix und andere Medienunternehmen wollen die Leute zwingen, für den Zugang zu Medien zu zahlen.

2012 begann Netflix, massives Lobbying rund um das Thema “Netzneutralität” zu betreiben. Wenn sie den Providern mehr zahlen können und dafür Kontrolle über die Bandbreite bekommen, können sie jeder Konkurrenz den Strom abdrehen. Dies wird sofort zu Preissteigerungen führen. Das Internet ist keineswegs “frei”, sondern wurde sogar schneller monopolisiert als frühere technische Revolutionen ähnlichen Ausmaßes.

Die Existenz von Netflix zeigt, dass es möglich ist, unbeschränkten Zugang zu Filmen und anderen digitalen Medien zu schaffen. Dieser könnte gratis angeboten werden, würden Netflix und die anderen Unternehmen von der öffentlichen Hand übernommen, unter demokratischer Kontrolle von KünstlerInnen und NutzerInnen.

Das größte Hindernis dafür ist nicht die Technik, sondern die Logik des Kapitalismus. Der Kampf für Sozialismus ist nicht nur ein Kampf um wirtschaftliche und politische Selbstbestimmung – sondern auch ein Kampf darum, wer unsere Medien kontrollieren soll: Profitgierige Konzerne oder NutzerInnen und KünstlerInnen.

 

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