Mo 03.10.2011
„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d.h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht. […] Die herrschenden Gedanken sind weiter Nichts als der ideelle Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse, die als Gedanken gefassten herrschenden materiellen Verhältnisse; also der Verhältnisse, die eben die eine Klasse zur herrschenden machen, also die Gedanken ihrer Herrschaft.“ Aus Karl Marx / Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie (1845/46)
Damit ist gemeint, dass die Überzeugungen, Ansichten und Moralvorstellungen, die vorherrschen, die Überzeugungen, Ansichten und Moralvorstellungen der Elite sind, die diese Gesellschaft beherrscht. Ein zentraler Kernpunkt der herrschenden Ideologie ist, dass es angeblich keine Alternative zum Kapitalismus gibt, weil der Kapitalismus das einzig funktionierende Wirtschaftssystem sei. „Es gibt nichts besseres, wir haben nichts besseres…“ das ist mehr oder minder die Linie, die den Menschen schon in der Schule vorgegeben wird. „Was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmermehr“ drückt schön aus, warum das Bildungssystem so wichtig und so ein umstrittener Schauplatz der Auseinandersetzung ist. Bereits in der Schule lernen wir, dass der Kapitalismus zwar nicht perfekt ist, aber es leider keine Alternative dazu gibt. Ein weiteres Element ist „wir sitzen alle im selben Boot“, also das Unternehmen, Politik und Ich dieselben Ziele hätten. Dass es Klassengegensätze und genau entgegengesetzte Interessen gibt wird verleugnet. Diese „herrschende Ideologie“ bekommen wir ständig und auf allen Ebenen verpasst. Teilweise nett verpackt, aber der Inhalt bleibt gleich. So wird zwar heute zugegeben, dass der Kolonialismus (mit)schuld an der Armut in Afrika ist, als Lösung wird aber „Hilfe“ und nicht ein Sturz des Systems das die Ausbeutung schafft vorgeschlagen. Angesichts der ständigen ideologischen Berieselung ist es schwer, sich dieser Meinung zu entziehen. Um sich seine eigene Meinung bilden zu können, muss Mann oder Frau in der Lage sein, sich kritisch mit Dingen auseinandersetzten und sie von allen Seiten beleuchten. Das der Kapitalismus nicht alternativlos ist und es in Form einer demokratisch geplanten Wirtschaft, namentlich dem Sozialismus, einen Ausweg für Mensch und Natur gibt – das ist ebensowenig Teil des Lehrplanes wie wirklich kritisches Hinterfragen.
In der Schule lernen wir auch dass Demokratie gut für uns alle ist. Dass die bürgerlich-parlamentarische Demokratie, um die es hier konkret geht, sehr beschränkt ist wird in Schule oder Studium nur selten angesprochen. Durchaus realitätsnah ist die undemokratische Praxis die wir im Bildungswesen nebenbei mitlernen. Von oben wird bestimmt und Fehlverhalten bestraft. Demokratie wird gepredigt, aber nicht gelebt – ganz so wie auch im Betrieb und im Staat. Wir bekommen also nur ein hohles Ideal vorgesetzt.
Wir lernen tatsächlich „fürs Leben“ - wo unser Platz angeblich ist, welche Ungerechtigkeiten „halt so sind“ und dass wir daran „eh nichts ändern können“. Da die herrschende Ideologie die Ideologie der herrschenden Klasse ist, können wird Inhalt und Methoden des Bildungswesens letztendlich auch nur in einer anderen, einer sozialistischen Gesellschaft ändern.