Di 20.03.2007
Nach dem aufgeflogenen Skandal einer Juristin aus Oberösterreich, die ihre drei Töchter sieben Jahre lang in ihrem Haus in Dunkelhaft gehalten haben soll, fragten sich Viele entsetzt: "Wie konnte so etwas passieren?" Der oberösterreichische SP-Klubobmann Karl Frais forderte eine Untersuchung durch den Landesschulrat, ob hier "Kontrollmechanismen" versagt hätten. Die Frage ist aber immer, wer kontrolliert zu welchem Zweck - und ist das Geld dafür da?! In unserer Gesellschaft gibt es real zuwenig Schutz von Kindern. Die Frage ist also vielmehr, wie gesellschaftliche Kontrolle funktionieren könnte, damit Kinder solchen Eltern nicht hilflos ausgeliefert sind.
Die heilige Familie
Skandale wie dieser zeigen, dass das oft als harmonisch dargestellte Modell der Kleinfamilie, aber auch unser Schulsystem hier offensichtlich versagen. In der Schule wird - auch wegen Personaleinsparungen - wenig bis gar nicht auf persönliche Probleme von Kindern eingegangen. Die Kleinfamilienstruktur isoliert die Menschen voneinander und macht Kinder großteils völlig von den Eltern abhängig. Die Eltern selbst sind außerdem oft großem Druck in Arbeit und Haushalt ausgesetzt und haben nicht die Kapazitäten ihren Kindern genügend Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.
Kinderschutz hat Vorrang vor Elternrecht
Es ist jedoch notwendig Kindern Schutz und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Die Erziehung eines Kindes darf nicht großteils in den Verantwortungsbereich der Eltern abgeschoben werden. Denn auch wenn Kirchenvertreter das behaupten: Eltern sind nicht “von Natur aus” zur Kindererziehung geboren. Es muss auch die Verantwortung der Gesellschaft betont werden. Die Schule sollte nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung sein, sondern dem Kind auch die Möglichkeit bieten sich persönlich zu entfalten. Ein Gesamtschulmodell, wo Kinder unter professioneller Betreuung Hausaufgaben machen, Freizeitaktivitäten kollektiv organisieren können und Ansprechpersonen für ihre Probleme haben, wäre ein richtiger Schritt. Durch solch ein Modell würden gleichzeitig auch die Eltern entlastet werden. Diese Forderung muss generell mit der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung verbunden werden, durch welche die Eltern auch mehr Ressourcen hätten um sich mit ihrem Kind zu beschäftigen.
Für neue Modelle des Zusammenlebens!
Wichtig ist es jedoch auch, die voneinander isolierten Kleinfamilien zusammenzuführen, sodass auch der zwischenmenschliche Kontakt von EinwohnerInnen desselben Hausblocks/Grätzels, die sich oft nicht einmal kennen (!), gefördert wird. Dies kann z. B. durch Gemeinschaftsküchen in Wohnhäusern und die Schaffung von Gemeinschaftsräumen umgesetzt werden, wodurch eine größere Hausgemeinschaft entstehen kann, in der es viel schneller auffällt, wenn Eltern ihre Kinder zu Hause einsperren und misshandeln. Gerade durch Gemeinschaftsküchen wird auch ein Teil der Last der Hausarbeit, die gewöhnlich auf Frauen abgeschoben wird, aus der Familie ausgelagert.