Mo 20.03.2017
Die „Ehrenrunde“, oder anders: das Sitzenbleiben, ist ein seit Jahren heiß diskutiertes Thema in der Schule. Für SchülerInnen, die wiederholen müssen, hat diese Maßnahme erwiesenermaßen keinen positiven Effekt.
Die SPÖ forderte in den letzten Jahren öfters das Abschaffen des Sitzenbleibens: Die ehemalige Bildungsministerin Schmied wollte 2011 ein sogenanntes „Kurssystem“ - SchülerInnen, die in einem Fach nicht bestehen, müssen nur das Fach wiederholen. 2016 wollte Heinisch–Hosek nur noch das Sitzenbleiben in den ersten drei Klassen der Volksschule abschaffen. Wirklich ernst scheint es der SPÖ also nicht zu sein. Stattdessen droht, wie so oft, ein verstecktes Sparpaket.
Zunächst einmal: SchülerInnen eine Klasse wiederholen zu lassen, ist teuer. Schafft man dies ab, kann man einiges an Steuergeld für „wichtigere“ Dinge als Bildung verwenden, wie zum Beispiel für die Bankenrettung. Und ohne Begleitmaßnahmen braucht der Staat auch nichts weiterzahlen, um Jugendliche, welche stofflich nicht mehr mitkommen, zu unterstützen. Das heißt, dass das Nachlernen in den privaten Bereich ausgelagert wird. Und das wird teuer. Zusätzlich müssen die SchülerInnen parallel auch neuen Stoff lernen – Überlastung garantiert. Das Resultat dieser Maßnahme wird sein, dass SchülerInnen, die aus ärmeren und „bildungsfernen“ Familien kommen, noch viel härter getroffen werden als zuvor.
Nun sollten wir nicht den Fehler machen und die konservativen Kräfte bei dieser Problematik unterstützen. Das Sitzenbleiben hat pädagogisch keinen Nutzen. Allerdings wird durch das alleinige Abschaffen das Problem einfach nur verschärft, wenn an den Ursachen nichts geändert wird. Es braucht Begleitmaßnahmen: zusätzliche LehrerInnen, welche die „schwachen“ SchülerInnen unterstützen. Und hier kann und muss man auch einen Schritt weitergehen: man muss einen realitätsnahen Unterricht schaffen. Die allgemeinen Ressourcen müssen aufgestockt und verbessert werden. Es braucht eine ausfinanzierte, gemeinsame Schule, die alle Aspekte des Lernens vereint. Das Schulsystem im Kapitalismus vertieft die sozialen Gräben. Wir wollen eines, wo wir Probleme wie Bildungsvererbung, Chancenungleichheit und Perspektivenlosigkeit endlich begraben können.