Mo 04.04.2011
An der Wiener Studienrichtung „Internationale Entwicklung“ (IE) herrscht Wut. Nachdem alles für das fehlende Masterstudium ausgearbeitet worden war, sagte das Rektorat plötzlich die Finanzierung ab. Eine Katastrophe! StudentInnen müssten in andere Masterstudien ausweichen und die Situation dort weiter verschärfen, viele externe LektorInnen an der IE würden ihre Anstellung verlieren.
Faule Kompromisse
Bei Verhandlungen mit dem Rektorat war die Studienprogrammleitung beteiligt, Studierende wurden aber nicht eingebunden und „durften“ nur eine Protestpetition übergeben. Der „Lösungsvorschlag“ des Rektorat zielt darauf ab, die Konkurrenz zwischen StudentInnen untereinander und zwischen den Fakultäten um die ohnehin schon zu wenigen Ressourcen weiter zu erhöhen. Die Studienprogrammleitung akzeptiert dieses „Konzept“. Ganz nach dem Motto: Hauptsache irgendein Master, egal wie mies. Die Jobs der externen LektorInnen sind weiter in Gefahr.
Die IE ist nur der Anfang
Die Kürzungspläne zeigen, dass trotz Krokodilstränen und Bildungsvolksbegehren munter weiter gespart wird bei der Bildung. Die Ziele sind nicht zufällig. Zuerst werden Studien angegriffen, die ökonomisch schlechter verwertbar sind. Im Visier sind auch kritische Bereiche wie die IE, von der auch schon die unibrennt-Proteste ausgegangen sind. Danach sind die anderen Studienrichtungen dran.
Für Erfolg: Die Lehren aus unibrennt ziehen
Auf einer mit ca. 400 StudentInnen gut besuchten HörerInnenversammlung der IE am 18.3. äußerten sich sehr viele skeptisch über die Verhandlungen mit dem Rektorat. Der neue Vorschlag wurde als fauler Kompromiss gesehen. Viele forderten einen großen Aktionstag auf der IE. Doch sie wurde von der Studienrichtungsvertretung Basisgruppe IE (Bagru IE) ignoriert. Stattdessen schlug sie dezentrale Aktionen vor. Das Beschlussrecht der HörerInnenversammlung wurde nicht genutzt, keine gemeinsame Aktion festgelegt. Es herrscht Planlosigkeit bei der Bagru IE. Doch die Zeit drängt und macht rasches Handeln nötig.
Es zeigen sich hier die Nachwehen der Niederlage von unibrennt. Diese großartige Bewegung ist gescheitert, weil es nicht gelungen ist, die Kämpfe über die Universitäten hinaus zu verbreitern und weil es keine wirklich demokratischen Strukturen gab, sondern unter dem Vorwand der „Basisdemokratie“ die Bewegung lahm gelegt wurde. Nun gibt es wieder Studierende, die sich – völlig zu Recht – gegen neue Kürzungen wehren wollen. Nur wenn die Lehren aus den Fehlern der unibrennt-Bewegung gezogen werden, können künftige Bewegungen erfolgreich sein.
Ein Anfang kann ein eintägiger Streiktag der IE sein, bei dem Lehrende und Studierende gemeinsam nach außen gehen und auf den weiteren Bildungsabbau hinweisen. Durch diese und weitere Aktionen könnte Druck auf das Rektorat ausgeübt und die Ausweitung der Proteste auf andere Studienrichtungen, wo es ja ähnliche Probleme und Pläne gibt, vorangetrieben werden. Dezentrale Aktionen sind nett, aber kollektiv beschlossene zentrale Aktionen sind notwendig, um die Ressourcen zu bündeln und gemeinsam stark und sichtbar aufzutreten.