Do 01.04.2004
SoldatenInnenfamilien sprechen sich gegen Bushs Krieg und seine Lügenpropaganda aus
JUSTICE: Wie kam es zur Gründung von Military Families Speak Out?
CR: Unser Sohn Joe wurde im August 2002 im Nahen Osten stationiert, wir hatten schon eine Vorahnung des kommenden Kriegs. Uns wurde klar, dass es gerade für uns als Familie eines Militärangehörigen wichtig ist, sich öffentlich zu äußern – eine Stimme, die bedeutende Auswirkungen auf Andere hatte. Im Oktober 2002 trafen wir den Vater eines Army-Piloten. Wir telefonierten miteinander und beschlossen danach, dass unsere beiden Familien die Initiative ‚Military Families Speak Out’ ins Leben rufen. Mittlerweile beteiligen sich über 1000 Familien quer durch die USA, ja sogar aus anderen Staaten, daran.
JUSTICE: Gibt es irgendwelche Anzeichen von wachsender Unterstützung für ein Ende der Besatzung innerhalb der US-Truppen im Irak?
CR: Es gibt Untersuchungen in ‚Stars and Stripes’ und an anderen Stellen, die eine niedrige Moral bestätigen; es gibt eine große Anzahl von SoldatInnen, die den Krieg hinterfragen und darüber aufgebracht sind, wie sie von der Administration benutzt und behandelt wurden. Sie wurden mit Lügengeschichten in den Krieg geschickt, aber auch die Ausrüstung war oft unzulänglich. Dann sind es aber auch die Dinge wie die Ausweitung der Dienste, die Truppenverlagerungen – alle diese Dinge, die einfach ein Missbrauch und eine Überstrapazierung der Truppen sind haben zur niedrigen Moral und zu einer Opposition gegen den Krieg selbst geführt.
JUSTICE: ‘Military Families Speak Out’ führt ihre Kampagne um den Slogan “Bringt sie jetzt nach Hause!” In der Antikriegsbewegung gibt es viele Debatten darüber, welche Slogans an der Spitze der Bewegung stehen sollten. Was war der Gedanke hinter diesem Slogan?
CR: Eigentlich ist es sehr einfach: die Besetzung des Irak ist das Problem, nicht die Lösung. Solange dort 130.000 US-Truppen stationiert sind, kann der Prozess des Wiederaufbaus der irakischen Gesellschaft nicht stattfinden. Wir glauben sehr stark, dass eine der Schlüsselfragen jene nach dem Abzug der Truppen ist.
Pragmatische Menschen mögen zwar meinen: „Gerade jetzt kann man die Truppen nicht abziehen.“ Aber in der Realität ist ein Truppenabzug nicht dermaßen, dass die IrakerInnen am nächsten Morgen aufwachen und sich wundern, wo denn die US-Militärtruppen plötzlich sind. Es würde mehrere Monate dauern, die US-Truppen abzuziehen, und das gäbe der irakischen Bevölkerung die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse zu diskutieren und um internationale Solidarität und Hilfe einzufordern. Aber eben Hilfe von anderen Kräften als den Besatzungstruppen.
JUSTICE: Welche Aktivitäten plant ‘Military Families Speak Out’ für die nächste Zeit?
CR: Wir sind in kleinere und größere Aktivitäten im ganzen Land involviert. Wir beteiligen uns etwa am "Dover to DC" – Event, der auch eine Demonstration zur Dover Air Force Base vorsieht, dort, wo die Körper der im Irak getöteten Soldaten in die Vereinigten Staaten zurückgebracht werden. Der Presse wurde der Zutritt zu Dover untersagt. Es ist Teil der Anstrengungen der Regierung, die wahren Kosten des Krieges zu verdecken.
Wir werden auch am 20. März in den Kundgebungen zum einjährigen Jahrestag der Invasion im Irak präsent sein. Wir werden quer durch viele Bundesstaaten in großen und kleineren Städten aktiv sein. Wir haben etwa von Demonstrationen in Des Moines, Iowa, Wisconsin, Michigan und vielen anderen Orten gehört, und wir hoffen, dass auch viele Familienangehörige von Soldatinnen und Soldaten teilnehmen werden.
JUSTICE: Wie können Justice [Zeitung des CWI in den USA] LeserInnen die Kampagne „Bringt sie jetzt nach Hause!“ unterstützen?
CR: Die Menschen sollten alles ihnen mögliche gegen den Krieg und die Besatzung unternehmen. Ich denke, wir haben die Chance, die Menschen in die Bewegung einzubinden, indem wir ihnen sagen: „Du weißt, der Krieg war schon überflüssig bevor er überhaupt begonnen hat, aber nun haben wir über 500 tote SoldatInnen und ungezählte irakische Opfer, die in dieser Invasion und in diesem Krieg ums Leben kamen. Es ist Zeit, diesen Schrecken zu beenden.“