Mo 05.09.2011
Das letzte Mal habe ich Hugo Pepper zu einem, für ihn typischen Anlass getroffen: Anlässlich des antifaschistischen Fußballturniers gegen Martin Graf, haben wir ihn zwecks Verleihung des Pokals an die Siegermanschaft angefragt. Hugo Pepper sagte sofort zu. Ich hatte die Ehre ihn zu Hause abzuholen und wir sind gemeinsam per Taxis vom 13. in den 2. Bezirk gefahren. Bei dieser Gelegenheit unterhielten wir uns wie immer prächtig über die Tagespolitik, die Entwicklungen im ÖGB und vieles mehr. Die Preisverleihung nahm er in gewohnt launiger Form vor. Als ich ihn per Taxi nach Hause bringen wollte, lehnte er dankend ab: „Da fahrt eh die U-Bahn. Und Du wirst doch hier noch gebraucht. Servas.“ Hugo Pepper war zu diesem Zeitpunkt fast 90 Jahre alt.
Peppers politischer Lebensweg begann mit einer tödlichen Gefahr: Mit gerade 18 Jahren wurde er von den Nazis wegen der Bildung einer illegalen Organisation verhaftet, aber an dann statt direkt zum Henker an die Front geschickt. In der Folge erfüllte Pepper – im Gegensatz zu Anderen - seine Pflicht und schloss sich der Widerstandsbewegung in der Wehrmacht an. Nach dem Krieg war er in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und als Lektor im Europaverlag tätig. Bekannt wurde Pepper durch das Studentenkabarett „Der Rote Hund“ sowie zahllose Vorträge und Publikationen.
Für die SLP war Hugo seit jeher ein Phänomen: Die Sozialdemokratie hat ihn weiß Gott schlecht behandelt; sogar an seinem Lebensabend, als er als Vorsitzender des Bundes sozialdemokratischer Freiheitskämpfer regelrecht abgesägt wurde. Womit das zusammenhing? Hugo Pepper verstand sich als linker Sozialist. Er war und blieb in der SPÖ, weil er das politisch als sinnvoll erachtete, machte aber niemals ein Dogma daraus. Wenn man ihn anrief und ihn fragte ob er Zeit für dieses oder jenes hatte, gewann man stets den Eindruck, dass es ihm eine Freude sei, seinen guten Namen für eine gute Sache herzugeben. Und da es in der SPÖ eben immer weniger solch "guter Sachen" gab, blieb über die all Jahre der Kontakt zu uns aufrecht und herzlich. (Unvergessen für mich sein Auftritt bei einer Pressekonferenz in Solidarität mit der Kampagne gegen die radikalen Abtreibungsgegner: Hugo Pepper saß „natürlich“ am Podium. Sichtbar Geschmückt mit dem Ehrenzeichen für 60 Jahre SPÖ-Mitgliedschaft, damit es wenigstens "für etwas gut" sei.)
Was Pepper ebenfalls auszeichnete, dass er jene positiven Eigenschaften, die mit der alten, österreichischen Sozialdemokratie verbunden waren, idealtypisch repräsentierte: Er war ein echter „Volksbildner“, nicht nur umfassend gebildet, sondern auch ein Vermittler der jedes Publikum fesseln konnte. Und er machte kein Hehl daraus was er von der Sozialdemokratie neu hielt. Eines seiner Bonmots: "Wenn die SPÖ vom Karl Marx den Marx weg nimmt, bleibt eben nur mehr der Herr Karl übrig.“ Damit hast Du jedenfalls sicher recht gehabt, lieber Hugo.