Mo 01.03.1999
Frauenfeindliche Maßnahmen der Regierung - von der Karenzgeldkürzung bis zum Zusperren von Frauenprojekten prägten die letzten vier Jahre. Das erfolgreiche Frauenvolksbegehren wurde völlig ignoriert. Nichts desto trotz werden - pünktlich zum Superwahljahr 1999 - die Frauen wieder als wichtiges WählerInnenpotential “entdeckt”. Sowohl die Regierungsparteien, als auch die FPÖ überbieten sich in scheinbarer Frauenfreundlichkeit, die aber an der Realität völlig vorbeigehen, bzw. sogar Verschlechterungen bedeuten.
So gibt Jörg Haider unumwunden zu, daß sein Modell des Betreuungsschecks dazu dient, öffentliche Betreuungseinrichtungen zu schließen “weil die Frauen dann ohnehin bei den Kindern sind”. Auch die ÖVP stößt mit ihrer “Karenzgeld”-Forderungen ins selbe Horn: Sie will Kinderkriegen großzügig mit Geld belohnen, während in praktisch allen ÖVP regierten Bundesländern Kinderbetreungseinrichtungen fehlen. Außerdem hat die ÖVP selbst (mit der SPÖ) die Anspruchsdauer für Karenzgeld bei Alleinerzieherinnen reduziert! Zurück zu Mann und Kindern, Heim und Herd, das ist das Konzept, daß vielfach tatsächlich hinter all diesen Forderungen steht. Schon heute ist ein Drittel der Frauen am Ende der Karenzzeit ohne Job, 46.000 Frauen sind nur deshalb arbeitslos weil sie nicht wissen, wie sie ihre Kinder tagsüber betreuen sollen. Auch eine Möglichkeit, die Arbeitslosenstatistik zu schönen.
Hölle am Arbeitsmarkt
“Mc Job” - also unsichere Beschäftigungsverhältnisse und Unterbezahlung - trifft vor allem Frauen: Jede fünfte Frau arbeitet bereits in einem sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnis, 90 Prozent aller Teizeitarbeitsplätze sind “weiblich” . Es ist blanker Hohn für die Betroffenen, wenn die SPÖ-Frauen und auch die Gewerkschaftsführung Teilzeitjobs als besonders frauenfreundlich darstellen: Teilzeitbeschäftigung ist in Wahrheit ein Mechanismus, der Frauen in die Rolle drängt wieder verstärkt Arbeit, Haushalt und Familie unter einen Hut zu bringen. 50% aller Frauen mit zwei oder mehr Kindern arbeiten bereits Teilzeit oder müssen geringfügige Beschäftigungsverhältnisse eingehen.
Typische Atypische
Das größte Problem an diesen Arbeitsverhältnissen ist die so gut wie nicht bestehende Möglichkeit auf die Arbeitszeit oder die Arbeitsverhältnisse Einfluß zu nehmen. Die Stellung der Frauen ist hier besonders schwach, da der Druck der auf den Frauen lastet und die ständige Bedrohung den Arbeitsplatz zu verlieren enorm hoch ist. Die Bezahlung ist dementsprechend mies: Frauen verdienen 43 % weniger als ihre männlichen Kollegen - diese Tendenz wird durch Teilzeitarbeit weiter verstärkt.
Für die SOV steht der diesjährige internationale Frauentag am 8. März verstärkt im Zeichen der Situation der Frauen am Arbeitsmarkt. In diesem Zusammenhang finden Aktionen vor Wiener Arbeitsämtern statt, die die Wichtigkeit des Kampfes um Gleichberechtigung von Frauen in der Arbeitswelt aufzeigen sollen. Vor allem auch die Kampagne der SOV gegen Flexibilisierung und Sonntagsarbeit, für Arbeitszeitverkürzung und Mindestlöhne steht dabei auch im Mittelpunkt. Natürlich findet auch die traditionelle Demonstration statt, an der wir uns zahlreich beteiligen.
Schafft SPÖ Frauentag ab?
Skandalös ist die Vorgehensweise der SPÖ-Frauen, die den 8. März offensichtlich schon abgeschrieben haben und lieber am 6. März ein unpolitisches Kulturprogramm vorzieht. Der 8. März ist unser Tag, den wir uns sicher auch von der SPÖ nicht nehmen lassen. Die SOV tritt für internationale Solidarität vor allem auch unter den Frauen ein. Um die Forderung nach Gleichberechtigung durchsetzen zu können, muß diese auch mit entsprechender Entschiedenheit artikuliert werden!
Abtreibung ist Frauenrecht!
Ein weiterer Schwerpunkt der Frauenarbeit der SOV besteht in der Verteidigung des Rechts auf Abtreibung gegenüber konservativen Reaktionären besonders aus dem kirchlichen Bereich zu verteidigen. Wie wichtig es ist, daß Frauen die Möglichkeit auf Selbstbestimmung über ihren Körper haben, zeigt die gute Resonanz, die wir mit diesem Thema erzielten. Wie notwendig eine konsequente sozialistische Frauenkampagne geworden ist, wird allerdings auch durch das Fehlen der (ehemals) großer und wichtiger Frauenorganisationen (z.B aus dem ÖGB) bei dieser wichtigen Frage unterstrichen. Die SOV hat hierzu in den letzten Monaten viele öffentliche Aktionen7Infotische durchgeführt. Die vielen positiven Reaktionen und auch die Wut vieler Frauen über die Scheinmoral der Abtreibungsgegner haben uns in unserer Arbeit bestärkt. Frauen die aktiv mitarbeiten wollen sind jederzeit herzlich willkommen!