Fr 29.08.2014
Vorwärts: Siehst du dich als politische Musikerin?
Esra: Ich hab am Anfang gar nicht gewusst, dass ich politisch bin - die Leute sind auf mich zugekommen und haben gesagt ich bin politisch. Dabei habe ich nur über Sachen gerappt, die mich beschäftigen. Es ist wichtig, sich politisch zu äußern, weil es uns betrifft. In meinem Umfeld, bei den türkischen Jugendlichen, gibt es viele, die sagen, uns interessiert Politik nicht. Aber Politik betrifft uns alle, auch wenn wir uns nicht mit ihr beschäftigen. Der 12-Stundentag, die Zentralmatura, sie betreffen dich.
Vorwärts: Wen willst du mit deiner Musik erreichen?
Esra: Ich will mit meiner Musik nicht nur die Leute erreichen, die eh immer dagegen sind, sondern auch andere. Mit Musik kann ich dem Gegenüber eine Chance geben, drüber nachzudenken. Ich will Feindbilder abreißen. Ich nehme Themen, die alle betreffen, z.B. das Schulsystem, das MigrantInnen extrem benachteiligt, Rassismus. Einmal ist eine Freundin von meiner Mutter zu mir gekommen. Sie hat zu mir gesagt „Ich wurde zwangsverheiratet, von meinem Mann geschlagen, bitte schreib einen Text für mich.“ Das ist was was wir wollen - Leute erreichen.