Do 29.05.2008
Fußball: Ein Spiel nur für Reiche?
Traditionell ist Fußball ein Sport der ArbeiterInnenklasse, in England wird er auch als “Ballett der ArbeiterInnenklasse” bezeichnet. Die SpielerInnen kommen auch noch immer vor allem aus diesem Millieu, bei den StadienbesucherInnen ist jedoch ein Wandel feststellbar. “Wenn ich den Rasen betrete, sehe ich auf der Tribüne Typen in schwarzen Anzügen, als ob sie zur Beerdigung kommen.”, meinte der französische Star Didier Deschamps anlässlich eines Großereignisses. Er hat nicht ganz unrecht. Bei diesen Eintrittspreisen können sich nur Besserverdiener die Karten leisten, dem “gemeinen Volk” bleibt zunehmend nur der Fernsehschirm.
EURO: Fest der Völker oder dumpfer Rassismus?
Der Brigittenauer Bezirksvorsteher-Stellvertreter Gerhard Haslinger (FPÖ) schreibt allen Ernstes in der Bezirkszeitung: “Gelebter Patriotismus ist gefordert und wer nicht mit 100 Prozent zu seiner Nationalmannschaft steht, kann schon aus dem eigenen Volk mit Konsequenzen rechnen. ... Eine herrliche Zeit! Man darf ungestraft zeigen, dass man auf seine Nation stolz ist und man darf öffentlich sein Land lieben. ... Die gepredigte Vielfalt weicht der Nation, das Miteinander zerfällt zu Gegnern.”
Die überwiegende Mehrheit der Fußballinteressierten freut sich auf spannende Spiele, tolle Tricks und geniale Tore. Ohne Hass auf vermeintliche Gegner lässt es sich auch gleich viel besser jubeln. Allein schon deshalb sollten Fußballfans selbst dafür sorgen, dass rassistische Provokateure aus ihren Kurven geworfen werden.
Polizeistaat gegen Hooligans?
Eine kleine Minderheit von Fans dominieren mit Gewalt oder rassistischen Aktionen die Medienberichterstattung. Dies wird von den Innenministern in allen Ländern dazu missbraucht, immer schärfere Polizeistaatsmethoden auf den Fußballplätzen anzuwenden. Videoüberwachung, namentlich ausgestellte Eintrittskarten, Präventivhaft, Grenzkontrollen trotz Schengen-Abkommen, Hooligan-Dateien, ... all das führt zum gläsernen Fußballfan. Im Fußball ist heute vieles möglich, was unter “normalen Umständen” niemals geduldet würde. Die polizeiliche Repression und nicht selten Provokation fördert letztlich die Gewalt, wie beim Wiener Derby im Frühjahr 2007 gut zu sehen war. Martialische Robo-Cops marschierten in die Rapid-Kurve, worauf dort die Bänke aus der Verankerung gerissen wurden und den Polizisten um die Ohren flogen.
Die SLP fordert:
Fußball – Nicht nur für Reiche!
- € 10,– für Ligaspiele und € 20,– für internationale Spiele sind genug. Erstliga-Fußball im öffentlichen Fernsehen statt teurem Pay-TV.
- Gegen die Wucherpreise und Konzernterror im Zuge der EURO. Für eine ArbeiterInnen-Fanzone – organisiert von den Gewerkschaften – mit normalen Getränke- und Essenspreisen, die für Fans aller Nationalitäten offen ist.
Fußball für Fans!
- Anstoßzeiten dürfen nicht fürs Fernsehen festgelegt werden, die StadienbesucherInnen haben Vorrang.
- Weg mit windigen Managern und Geschäftemachern. Kontrolle für Fanklubs über ihre Vereine.
- Für eine vereinsübergreifende, bundesweite Faninitiative, die die Interessen der Fans gegen die Geschäftermacher im Fußball vertritt und gegen rassistische oder gewalttätige Störenfriede in den Stadien vorgeht.
Nein zu Gewalt, Rassismus und Repression!
- Nein zur Polizeirepression in und um die Stadien.
- Nein zu „Hooligan-Dateien“, Präventivhaft und namentlich gekennzeichneten Eintrittskarten.
- Selbstverwaltete Fan-OrdnerInnen-Dienste, die gegen Gewalt und rassistische Provokation in den Fankurven vorgehen. Nur die Fanklubs selbst können Stadionverbote und andere Maßnahmen aussprechen und auch durchsetzen.
- Eine Intiative von FußballspielerInnen und Fans aus unterschiedlichen Herkunftsländern, die an Schulen und Berufsschulen eine antirassistische Kampagne durchführen.
- Kostenlose Eintrittskarten für antirassistische Jugend- und Faninitiativen.
Fußball – Sport für alle!
- Öffentliche Sportplätze zur kostenfreien Benutzung durch Hobbyvereine.